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Bildungsdebatte in HamburgSchulkooperation statt Konkurrenz

Schulsenator Thies Rabe warnt vor neuem Schulkrieg. Enge Zusammenarbeit zwischen Gymnasien und Stadtteilschulen als Königsweg?

Lernen – aber wie? Während die Gymnasien immer beliebter werden, gehen die Anmeldezahlen an den Hamburger Stadtteilschulen zurück. Foto: dpa

Bildungssenator Thies Rabe (SPD) warnt vor einem „neuen Schulkrieg“. Nachdem jetzt bekannt wurde, dass immer mehr Eltern ihre Kinder am Gymnasium und immer weniger den Nachwuchs an den Stadtteilschulen anmelden, ist die Debatte um die Zukunft des Zwei-Säulen Modells voll entbrannt. Vor allem leistungsstärkere SchülerInnen landen nicht mehr auf Stadtteilschulen: Nur gut 5 Prozent der dort für kommende Schuljahr angemeldeten Kinder hat eine Gymnasialempfehlung.

Rabe warnte am Mittwoch in der Bürgerschaft davor, „ständig von Krisen zu reden, wenn Eltern und Kinder ihr Recht zur freien Schulwahl nutzen“. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Inflation der Gymnasialempfehlungen und die freie Schulwahl dazu führe, dass „jedes Jahr hunderte von Kindern im Gymnasium scheitern.“ Deshalb fordern die Grünen das System der Gymnasialempfehlungen „zu überarbeiten“, die Linke will es ganz „abschaffen“, während die AFD auf „Eingangstests für die Gymnasien“ setzt.

Weitgehende Einigkeit bestand von der FDP bis hin zur Linken auch in der Analyse der Probleme der Stadtteilschulen: Sie allein müssen die die Inklusion von Kindern mit besonderem Förderbedarf und die Beschulung von Flüchtlinge bewältigen, während die Gymnasien sich bei diesen Herausforderung „fast vollständig heraus halten“; so die Fraktionschefin der Linke, Sabine Beoddinghaus.

Zwei der Schulen, die genügend lernstärkere Schüler anziehen, sind die Tonndorfer Gyla-Trebitsch-Schule und die Heinrich-Hertz-Schule in Winterhude – die einzigen Schulen, die Stadtteilschule und Gymnasium unter einem Dach vereinen. Die parteilose Abgeordnete Dora Heyenn spricht sich deshalb dafür aus, die Schulempfehlung am Ende der vierten Klasse abzuschaffen und überall Partnerschaften von Gymnasien und benachbarten Stadtteilschulen zu etablieren und mit einer gemeinsamen Oberstufe auszustatten. Nur so könne das Auseinanderdriften beider Schulformen in die Eliteschule Gymnasium und die Resterampe Stadtteilschule verhindert werden.

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