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Legalisierer machen DruckRuf nach Rauchfreiheit

Eine Weed-Week haben Hambuger HanfaktivistInnen ausgerufen: Von Montag an will man mit Aktionen in die Politik hineinwirken

Gras kann den Blick aufs Leben verschönern. Foto: Paul Zinken (dpa)

HAMBURG taz | „Schluss mit der sinnlosen Kriminalisierung!“ Dem Cannabis Social Club (CSC) in Hamburg reicht es: Eine ganze Woche lang wirbt der Verein, der sich selbst auch als „Anbaugemeinschaft von Cannabisnutzern“ bezeichnet, für die Liberalisierung der weichen Droge: Während am Samstag Bremen versucht, den größten Global Mariuana March Deutschlands auf die Beine zu stellen und mit prominenten Festrednern wie den Bernauer Jugendrichter Andreas Müller die Liberalisierungspolitik des dortigen Senats feiert und voran treibt, müssen die Hamburger Hanf-AktivistInnen auf beharrliche Überzeugungsarbeit setzen.

Zwölf Veranstaltungen sind deshalb während der „Weed Week“ geplant. Am Montag etwa diskutiert Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne) mit dem CSC-Vorsitzenden Andreas Gerhold und anderen Experten. Tags darauf nimmt sich auch der taz Salon (19.30 Uhr, Kulturhaus 73) des Themas an. Zum Abschluss soll am kommenden Samstag der inzwischen vierte Hamburger Hanftag gefeiert werden. In 30 weiteren deutschen Städten, darunter auch in Hannover, machen Cannabis-AnhängerInnen bereits am heutigen Samstag mit Aktionen auf das Thema aufmerksam.

„Deutliche Impulse in die Politik“ senden, das soll Gerhold zufolge die Aktionswoche. Gerade in Hamburg müsse „der Druck wieder aufgebaut werden“: Die rot-grünen Pläne in Richtung Legalisierung liegen derzeit auf Eis, entsprechenden Ankündigungen während der Koalitionsverhandlungen vor einem Jahr folgten keine Taten. Ganz anders in Bremen, wo die Bürgerschaft eine Lockerung beschlossen hat: „Wir unterstützen die dort angekündigten Vorhaben“, sagt Gerhold. Dass zwei rot-grüne Landesregierungen derart „fundamentale Unterschiede“ in der Drogenpolitik machten, findet er unverständlich.

Im Bundesrat müsse der Hamburger Senat gemeinsam mit Bremen eine Lockerung der „bundesweit strengen Regeln für Konsumenten“ einfordern, fordert der CSC-Mann. Ein erster Schritt wäre es, die Menge zu erhöhen, deren Besitz strafrechtlich nicht verfolgt wird. Langfristiges Ziel bleibe aber eine völlige Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums – bei zugleich verbesserter Aufklärung. Während der Weed Week solle nun „nicht das Ob“ einer Legalisierung diskutiert werden, erklärt der CSC, „sondern das Wie“.

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8 Kommentare

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Sehr verehrter Polizeipräsident, spliff dir nicht ins Hemd

    Müll sollte das einzige sein, was man trennt

    Ich bin Marsi, Anti-Legalisierung

    Kiffen nur mit Marsimoto-Logo-Tätowierung

    Oder willst du, dass jeder x-beliebige Spießer

    Am Kiosk eine Weedbox kaufen kann?

    Oder dass deine Mutter dich fragt

    Ob sie später mit dir einen rauchen kann

    Denn sie hat ja nur noch Tausend Gramm

    Nein, ich schlag' ein härteres Gesetz vor

    Sonst rappt dein Schuldirektor: "Puff, puff, pass, yo"

    Der Schaffner in der Deutschen Bahn trägt Rastas

    Und der Bankangestellte nur noch krank gemeldet

    Mir passt das nicht, in so einer Welt will ich nie leben

    In Coffee Shops soll es Kaffee und kein Weed geben" Marsimoto: Illegalize it

  • Cannabis erfüllt z. B. bei einigen Krankheiten ziemlich alternativlos einen guten Zweck. Das wäre ein wichtiger Grund, generell und ohne langwierige Prüfung beim Vorliegen solcher Erkrankungen über ein Rezept Cannabis zur Verfügung zu stellen.

    Die andere Seite der Medaille ist die Frage, wer diejenigen sind, die sich so lautstark für eine Freigabe von Cannabis für jedermann einsetzen. Ich meine, das sind eben nicht die von einer Krankheit geplagten, sondern vor allem diejenigen, die fest entschlossen sind, Cannibis mißbräuchlich zum Erzeugen eines Rauschzustandes einzusetzen, und daneben naturgemäß auch solche, die mit dem Stoff handeln wollen.

    Wenn man sich darin einig ist, z. B. Sprengstoff auch dann nicht frei verkäuflich für jeden anzubieten, nur weil es die Lobby der Terroristen gerne hätte, dann sollte man den gleichen Gesichtpunkt auch bei der Cannabis-Frage beherzigen.

    • @wxyz:

      Die Händler haben ganz bestimmt kein Interesse daran ihre Schwarzmarktpreise aufgeben zu müssen. Würde Hanf wie jede andere legale Pflanze angebaut und vertrieben werden, der Endverbraucherpreis läge bei etwas mehr als einem Tausendstel des jetzigen Straßenpreises, also etwa so teuer wie gewöhnlicher Tee.

    • @wxyz:

      Der Vergleich hinkt.

      Mit Sprengstoff werden andere Menschen geschädigt, während der Konsum von Drogen jeder Art ein Delikt ohne Geschädigten ist.

      • @Karl Ranseier:

        Im Rauschgiftbereich, auch wenn es "nur" Cannabis ist, betrachte ich zumindest alle diejenigen als Geschädigte, die durch Verführung zum Konsum verleitet wurden und in der Folge Schäden irgendwelcher Art erlitten haben, und seien es nur einschleichend zunehmende soziale Defizite.

        Den Vergleich mit Sprengstoff habe ich gewählt, weil ich meine, daß in der gegenwärtigen Zeit nur noch überspitzt kräftige und besonders auffällige Vergleiche und Begriffe eine Aufweckfunktion erfüllen. Die Wirkung des "ganz Normalen" bzw. der "dezenten Andeutung" halte ich dagegen eher für einschläfernd.

      • @Karl Ranseier:

        Der Vergleich hinkt nur etwas - durch Passivrauchen - und da macht Cannabis keine Ausnahme - wurden und werden mehr Leute umgebracht als durch Terroranschläge. Der Schutz vor Passivrauch wurde in den letzten Jahren deutlich verbessert - aber gerade die taz und viele Leute, die die Freigabe von Cannabis fordern, haben sich vehement gegen das Recht auf Rauchfreiheit gestellt. Wenn Cannabis nur dort konsumiert würde, wo niemand anderes den Rauch einatmen müsste, dann wäre in der Tat der Konsum von Cannabis vergleichbar mit Selbstmordattentätern, die sich alleine oder in Gruppen so in die Luft sprengen würden, dass niemand anderes gefährdet würde.

        • @Velofisch:

          Wow... wo gibt es diese Studien, die deine Aussage belegt, dass passiver Cannabiskonsum töten würde? Ich bin selbst kein Konsument, aber bei so unfassbarem Gelulle zweifel ich an der Urteilskraft mancher Kommentatoren hier.

           

          Zudem: Terroristen und Selbstmordattentär mit Rauchern auf eine Ebene zu setzen, ganz gleich, wie viel Aufmerksamkeit man durch seine Aussage bezwecken möchte... tut mir Leid, dazu fällt mir fast nichts ein. Einfach nur wieder aggressives und unnachdenkliches Gelulle, nach dem Motto "Hier, hört mich an, ich habe etwas zu sagen, auch wenn ich nicht weiß, wovon ich rede!".

           

          Vermutlich wird von jenen noch ein Rauchverbot in der Öffentlichkeit unter freiem Himmel gefordert, weil es die Mitmenschen unmittelbar und direkt umbringt.

           

          Btw.: Cannabis kann auch ohne Tabak konsumiert werden.

        • @Velofisch:

          Ich beziehe gerne andere Bereiche in mein Durchdenken mit ein. Beim Cannabis-Thema gehört es für mich deshalb mit dazu, auch zu bedenken, welche Schäden dadurch entstehen oder entstehen können, daß Verantwortliche aus der Politik oder der Industrie ihre Entscheidungen im vollgekifften Zustand treffen. Insbesondere bei Abstimmungen wäre dann wohl davon auszugehen, daß die Betreffenden vielleicht noch nicht einmal wahrnehmen, daß sie ein Handzeichen geben, und vielleicht erst recht nicht erkennen, worüber sie überhaupt entscheiden.