portrait: An der Liebe gescheitert
Von Beginn an zählte er sich zu den Schwergewichten der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg, so manchen und nicht zuletzt sich selbst galt er sogar als Winfried Kretschmanns Kronprinz. Jetzt ist die Karriere von Alexander Bonde, derzeit noch amtierender Minister für den ländlichen Raum, jäh zu Ende gegangen – an ausgeuferten amourösen Verstrickungen, die eine beteiligte Parteifreundin an die Öffentlichkeit brachte. Politisch steht der 41-Jährige vor dem Nichts.
Am Montag schrieb Bonde auf Facebook: „Die öffentlichen Spekulationen und Gerüchte über unser Privatleben nehmen für meine Familie, meine Kinder, meine Frau und mich ein unerträgliches Maß an.“ Er habe deshalb mit seiner Frau entschieden, kein Ministeramt anzutreten. Das war’s.Der Vater von drei Kindern wollte eigentlich hoch hinaus. Das Stuttgarter Agrarministerium sollte als Zwischenstation auf dem Weg nach ganz oben dienen, in der Ära nach Kretschmann, fand Bonde. Immerhin saß er schon mit 27 Jahren im Bundestag, und den einflussreichen Posten des haushaltspolitischen Spechers seiner Fraktion bekam er auch. Ein kleines Problem hinderte ihn lange nicht wirklich: Der gebürtige Freiburger hat im normalen Sprachgebrauch keinen Beruf erlernt, sondern die beiden Studiengänge, die er anfing, nicht zu Ende gebracht.
Nach fünf Jahren im Kabinett Kretschmann, der den umtriebigen Oberrealo Bonde aus dem Bundestag nach Stuttgart holte, meint das Schicksal es jetzt nicht gut mit ihm. Ein Landtagsmandat hat er nicht – die grüne Basis in Freiburg hatte ihm die Nominierung verwehrt, die er per Promibonus gegen einen anerkannten und beliebten Parteifreund erzwingen wollte. Eigentlich, so wird vermutet, hatte er Nils Schmid (SPD) im Finanzministerium beerben wollen.
Die Reaktion des Ministerpräsidenten ließ jede Herzlichkeit vermissen: Er dankte Bonde für die engagierte und gute Arbeit, etwa rund um die Einrichtung des Nationalparks im Schwarzwald. Im Übrigen respektiere er die Entscheidung. In der grünen Fraktion, seit 13. März bekanntlich die größte im Landtag, wird derweil darüber diskutiert, ob eine Rückkehr des Vierzehnenders, wie eine südbadische Abgeordnete Bonde einmal genannt hat, möglich sein könnte. Nach einer Karenzzeit nicht unter fünf Jahren allerdings, und dann dürfte über die Kretschmann-Nachfolge längst entschieden sein.Johanna Henkel-Waidhofer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen