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Wer am Samstag gegen Flüchtlingspolitik demonstriertVolkes Wille in Oldesloe

Foto: Jungsfoto: dpa

Es gibt viel Leid und Elend auf der Welt“, erklärt die Facebook-Gruppe „Gemeinsam für Deutschland“. Am kommenden Samstagmittag will sie in Bad Oldesloe erklärtermaßen den „Volkswillen umsetzen“: Deutschland nämlich sei „zu klein, um jährlich über eine Million Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen zu können“. Mehr als 6.800 Facebook-Nutzer haben bis Mitte dieser Woche „Gefällt mir“ geklickt.

Die Aktion am Samstag wird seit Wochen vorbereitet. Aber offenbar nicht von irgendwelchen besorgten Bürgern oder verunsicherten Anwohnern: Angemeldet haben soll den Aufmarsch Michael P., NPD-Ratsherr in Neumünster. Offiziell darf Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary (parteilos) dazu nichts sagen: Die Versammlungsbehörde des Landkreises habe ihm untersagt, den Name des Anmelders preiszugeben „Ich finde das nicht gut“, sagt Bary. „Wenn jemand bei uns demonstrieren will, muss er sagen, wer er ist und was er will.“

Ein weiteres Indiz für rechts außen liegende Hintergründe: Auch die NPD Lauenburg-Stormarn ruft zur Teilnahme auf: „Raus auf die Straße, gemeinsam für Deutschland!“, erklärt sie bei Facebook. „Lasst uns in Bad Oldesloe die Straße zusammen zurückerobern“. Auch das schleswig-holsteinische Kameradschaftsspektrum trägt die Aktion mit.

Im nördlichsten Bundesland hat sich bislang kein Ableger der vorgeblich das Abendland verteidigenden Pegida-Bewegung etablieren können. Gleichwohl ermutigen wohl die gewachsene Ablehnung der Asyl- und Flüchtlingspolitik in der Mitte der Gesellschaft – wie sie sich in Umfragen offenbart – die Szene nun zum Gang auf die Straße. Nicht weit weg von Bad Oldesloe, in Leezen und Grabau, kam es bereits zu Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Am Samstag nun ruft auch ein Bündnis gegen rechts zu Gegenaktionen auf: Treffpunkt ist um 9 Uhr der Parkplatz Mommsenstraße.

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