piwik no script img

DIE GESELLSCHAFTSKRITIKGepampert, über die Zeit hinaus?

In Muttis Nest hockt’s sich für ihn am schönsten Foto: dpa

WAS SAGT UNS DAS? Junge Frauen lassen das Elternhaus früher hinter sich als junge Männer, sagt das Statistische Bundesamt

Im eigentlichen Sinne ist diese Meldung, die die oberste Statistikbehörde des Bundes aktuell verbreitet, gar keine: Es war nämlich schon früher so. Junge Frauen entfernten sich schon in den siebziger Jahren eher von Mama und Papa als gleichaltrige Männer. Das hat vor allem etwas mit dem Willen zur Autonomie zu tun, mit dem Wunsch, das zu schaffen, was eben Erwachsenwerden auch bedeutet: von den Eltern unabhängig zu werden.

Verblüffend an den Befunden der aus der jährlichen Haushaltsbefragung gewonnenen Daten ist eher, dass im Alter von 30 Jahren 12 Prozent der Männer und 5 Prozent der Frauen noch im Elternhaus wohnen. Natürlich kann es sein, dass Eltern gepflegt werden müssen – aber das sind Ausnahmen. Erstaunlich sind die Zahlen deshalb, weil sie zeigen, dass Eltern wie eh und je ihre Kinder nur ungern ziehen lassen – und dass Kinder es mögen, wenn sie im „Hotel Papa & Mama“ weiterhin Herberge haben: aus Angst vor der Selbstständigkeit, aus Furcht, die schützenden Eltern nicht mehr unmittelbar im Hintergrund zu wissen.

Dass junge Frauen heute wie einst stärker dazu neigen, mag vor allem daran liegen, dass an sie stärkere familiäre Wünsche herangetragen werden: putzen, kochen, Geschwister hüten. Dass sie eher als Jungen diese Zumutungen fliehen, spricht für sie und für ein gesundes Verhältnis zum Abenteuer Leben in Freiheit, auch von familiären Zugriffen. JAF

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen