: Die neue Filmernte Schleswig-Holsteins
REIHE Das 20. Filmfest Schleswig-Holstein zeigt vom 17. bis 20. März im Kulturzentrum „Die Pumpe“ in Kiel die Werke aus dem Land
Das Konzept ist ebenso simpel wie einleuchtend: Alle Filme, die in einem Jahr in Schleswig-Holstein gedreht, gefördert oder von dort gebürtigen Regisseuren gemacht wurden und halbwegs auf einem Festival vorzeigbar sind, kommen in das Programm des Filmfests Schleswig-Holstein. Dies funktioniert, weil die Anzahl dieser Filme überschaubar ist und es findet sich dafür seit 20 Jahren ein Publikum, weil man Filme aus einer vertrauten Gegend mit anderen Augen sieht und dies bei vielen von ihnen eine der wenigen Gelegenheiten ist, sie auf einer großen Leinwand zu sehen.
So ist die Bandbreite der gezeigten Filme groß und auch dies macht den Reiz des Festivals aus. In diesem Jahr dürften die beiden Extreme die konventionelle Dokumentation „Dem Sturm zum Trotz – 150 Jahre Deutsche Seenotretter“ von Vivien Pieper und Johannes Bünger und das sieben Stunden lange Filmexperiment „Rites de Passages II – The Cave“ von Sabine Linse sein, das aus langen bewegungslosen Kameraeinstellungen vom Eingang des Eiskellerbergs auf dem Gut Hemmelmark besteht. Viel mehr als ihre Auswahl für das Filmfest dürften diese beiden Werke kaum gemeinsam haben.
Der Film, den die Organisatoren um den Festivalleiter Arne Sommer für den Höhepunkt des Programms halten, hat auf den ersten Blick nichts mit Schleswig-Holstein zu tun. Für seine Dokumentation „Viacruci Migrante – Kreuzweg der Migrant Innen“ begleitete Hauke Lorenz Menschen mit der Kamera, die versuchten aus Honduras, El Salvador und Guatemala in die USA zu fliehen. Das Projekt des Ethnologen und Videojournalisten Lorenz wurde von einem weitgehend norddeutschen Filmteam produziert und von der Filmwerkstadt Kiel unterstützt. Der Film eröffnet das Festival nicht nur am Donnerstag um 19 Uhr, sondern er beschließt es auch als letzter Langfilm mit einer Wiederholung am Sonntagnachmittag.
Was früher einfach nur als Kurzfilm bezeichnet wurde, kann heute schon mal „Konzept-Teaser“ genannt werden: „Das tote Pferd von Plön“ ist mehr als eine fünfeinhalb Minuten lange Komödie über eine Musical-Begeisterte, die gemeinsam mit ihrem größten Idol auf der Bühne stehen darf, das sich aber als egozentrisches Ekel entpuppt . Der Regisseur Rainer Niermann hofft, dass dies der Beginn der ersten Musical-Webserie Deutschlands sein wird.
Ingo Blöcker dagegen macht Dokumentationen über Fußball und sein Projekt „Westring 501“ sollte ein Film über einen triumphalen Aufstieg werden. Die Mannschaft „Holstein Kiel“ hatte 2015 nach mehr als 30 Jahren fast den Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga geschafft, doch dann gab es ein schlimmes Tor in der 91. Minute. Nun wird in dem von Fans und Sponsoren unterstützten Projekt eine ganz andere als die erwünschte Geschichte erzählt. Das ist doch mal eine Herausforderung an einen Filmemacher. HIP
Weitere Informationen und das Programm gibt es unterwww.filmfest-sh.de
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