GUT SO: DIE UN BEHANDELT KULTUR AUCH KÜNFTIG NICHT ALS WARE: Kein Freibrief für Stadtmarketing
So richtig jubeln will man nicht über die neue Unesco-Konvention zum Schutz der kulturellen Vielfalt. Nur allzu oft hat der Ruf „die Kultur ist keine Ware“ mehr als nur leise nationale Obertöne. Wenn man in Frankreich die Sprache von Anglizismen säubert, wenn hierzulande diskutiert wird, Radiostationen auf eine Mindestquote deutschsprachiger Popmusik zu verpflichten, ist miefiger Patriotismus nicht weit, und dumpfer Antiamerikanismus wartet mit allen seinen Catch-Phrasen: Kommerz, Hollywood, Kulturindustrie.
Dies vorausgeschickt, ist die Unesco-Konvention, die (nationale) Regulierungen, Subventionen, Förderungen – kurzum: Markteinschränkungen – auf dem Feld der Kultur erlaubt, selbstverständlich lobenswert. Die reine Marktlogik und der Laisser-faire-Radikalismus haben fatale Folgen, für die Kultur, aber natürlich nicht nur für sie. Wenn alles, was uns etwas wert sein soll, sich am Markt behaupten muss und für Geld zu haben sein soll, warum dürfen dann nicht auch zum Beispiel hübsche Mädchen verkauft werden? Je höher ihr Preis, desto höher schätzen wir folglich den Wert menschlichen Lebens ein, oder?
Kaum jemand würde darauf mit Ja antworten. Deshalb ist es auch gut, die Kultur tendenziell der Marktlogik zu entziehen. Künftig darf also eine Kommune weiter ein städtisches Theater subventionieren, ohne dass eine amerikanische Musicaltruppe dagegen klagen oder ebensolche Zuwendungen fordern darf. Auch künftig darf sich ein Gemeinwesen öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten halten. Das ist gewiss keine schlechte Nachricht.
Eine wirklich gute Nachricht würde daraus, wenn wirklich avancierte Kunst und ein profiliertes Informations- und gehobenes Unterhaltungsprogramm gefördert werden. Wenn nur statt der amerikanischen einer Düsseldorfer Musicaltruppe die Euros zugesteckt würden, wenn Kunstförderung nur mehr Stadtmarketing ist, die Förderung damit selbst Motor der allgemeinen Warenförmigkeit, dann kann man sich die Freude über die Unesco-Entscheidung sparen. ROBERT MISIK
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