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Manipulierte Unterhosen

Gentech-Meeting

Baumwolltagung. Das hört sich knuffig an. Und die Bremer Baumwollbörse fördert dieses Kuschel‑Image: „Baumwolle ist ein Geschenk der Natur“, so bewirbt sie die 33. Internationale Bremer Baumwolltagung, die am Mittwoch beginnt. Zu der reisen 500 ExpertInnen aus aller Welt – mit einer leichten Überrepräsentanz nichtdemokratischer Staaten – an, die aber mit Natur nicht viel im Sinn haben: Man kann die Baumwolltagung auch als Treffen der Avantgarde im Kampf für die Durchsetzung grüner Gentechnik sehen – ein Veteranentreffen.

Denn der Krieg ist ja längst gewonnen: 73 Prozent der weltweit angebauten Baumwolle stammen laut Informationsdienst Gentechnik aus Pflanzen, deren Erbgut im Labor verändert wurde. Und das ist ja die hoffnungsvollere Zahl. Der von der Biotech-Industrie finanzierte International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications, ISAAA, beziffert den Anteil sogar auf 24,3 Millionen von 30 Millionen Hektar Anbaufläche. Macht 81 Prozent. Zertifizierte Öko-Baumwolle wurde im Jahr 2014 weltweit auf 220.765 Hektar angebaut – das sind nicht ganz 0,74 Prozent, Tendenz sinkend. Rechnet man in gehandelten Ballen, liegt die Bio-Quote noch deutlich drunter, weil die Ernteausfälle eine wichtigere Rolle spielen.

Unter dem Titel „Neue Richtungen in der Züchtung von Baumwollsaat und ihre Akzeptanz beim Verbraucher“ wird das Thema bei der Tagung angesprochen, und sogar ein Gentech-Kritiker kann auftreten: Der Biologe Dirk Zimmermann, der das Thema für Greenpeace bearbeitet, wird über die Verheerungen referieren, die biotechnologisch veränderte Baumwolle in Indien anrichtet: Dass der Einsatz von Pestiziden durch sie steigt, die Saatgut-Preise explodieren und sich Schädlinge sogar auf den Pflanzen vermehren, die Dank Genmanipulation gegen sie geschützt sein sollten. bes

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