Differenzierte Preispolitik Abogebühren, Crowdfunding und das Gründungsmotiv der taz: Der Preis des Lesens
von Andreas Bull
Tageszeitungen zu verlegen ist in den Zeiten der digitalen Publizistik kein gutes Geschäft mehr. Die Lage am Zeitungsmarkt ist brenzlig. Kontinuierlich fallen die Auflagen der Tageszeitungen, in den letzten zehn Jahren gingen sie um ein Viertel zurück und von Licht am Ende des Tunnels ist kein Schimmer zu sehen. Zu tief ist die Krise der Tageszeitungen, „disruptiv“ ist wohl das treffende Attribut dafür.
Ein gutes Geschäft war die taz nie. Eine ihrer ganz grundsätzlichen Besonderheiten zieht sich als roter Faden durch ihre Geschichte: Ihr Gründungsmotiv war nicht kommerziell, sondern bestand im Engagement der Vielen, unabhängige journalistische Publizistik gegen die Selbstverständlichkeiten des etablierten Mainstreams zu ermöglichen. Heute sagt man dazu crowdfunding durch community. Seit je verbindet die taz eine besonders enge Beziehung mit ihren Leserinnen und Lesern. Mittlerweile sind bald 16.000 von ihnen als Mitglieder der taz-Genossenschaft die EigentümerInnen der Zeitung.
Zwischen drei Preisen wählen können
Freiwilligkeit und Solidarität haben in der Geschichte der taz immer eine große Rolle gespielt. Im Herbst 1993 wurde der taz-Solidarpakt für den Abopreis eingeführt. Seitdem können die AbonnentInnen für das identische Produkt, die tägliche gedruckte Zeitung, unter drei Preisen frei jenen auswählen, der ihren persönlichen Möglichkeiten am besten gerecht wird. Ohne jeden Nachweis von Bedürftigkeit. Dieses Modell hat sich bewährt, noch immer zahlt ein Viertel der AbonnentInnen den erhöhten Politischen Preis und ermöglicht damit einem weiteren Viertel, die sich die Zeitung vielleicht sonst gar nicht leisten könnten, den ermäßigten Preis für ihr taz-Abo zu nutzen. Dies hat sich letztlich auch positiv für die Auflage der taz ausgewirkt.
Zunehmend stabilisierend für die Auflage der täglichen taz ist mittlerweile auch ihre ePaper-Ausgabe. Diese digitale Vorlage der Zeitung für die Druckereien, die nahezu zeitgleich auf die Computer, Tablets und Smartphones der AbonnentInnen übertragen wird, hat seit vielen Jahren eine kontinuierlich wachsende Leserschaft, für die das Papier nicht mehr so gut passt, die aber auf die Zeitung nicht verzichten mag. Für viele ist auch der günstige Preis ein Motiv. Aber tatsächlich haben sich mit den Jahren auch beim ePaper viele Kunden auf eigene Initiative entschieden, einen höheren als den regulären Mindestpreis zu zahlen. Ohne unser aktives Zutun hat sich die gute Idee der freiwilligen Preisdifferenzierung auch beim ePaper durchgesetzt. Mehr als zwanzig Prozent machen davon mittlerweile Gebrauch.
Moderat erhöhte Abogebühren auch bei der taz
Die Preise für die Tageszeitungen in Deutschland steigen rapide. 59,90 € im Monat kosten mittlerweile die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung. Ab März wird auch die taz moderat erhöhte Abogebühren für die tägliche gedruckte Ausgabe und das ePaper berechnen müssen. Die drei Preisstufen für die Gedruckte steigen um zwei Euro, das ePaper wird jeweils die Hälfte kosten. Wie die taz im Vergleich zu den anderen überregionalen Presseorganen dasteht, haben wir in der Grafik transparent veranschaulicht. Wir legen Wert auf die Feststellung, mit unserer differenzierten Preispolitik die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der Leserinnen und Leser der taz, so gut es geht, berücksichtigt zu haben. Und wir sind überzeugt, dass für jeden Geschmack, für jede Gelegenheit das Passende für Sie dabei ist.
Andreas Bull, 60, ist seit 1991 Geschäftsführer der taz
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