piwik no script img

Der Pudel kommt unter den Hammer

Versteigerung Mitte April wird der Pudel Club teilversteigert – und damit ein Stück Hamburger Kult

Kult-Club und Kiez-Zankapfel: der Golden Pudel Club  Foto: Miguel Ferraz

„Dazu möchten wir uns im Moment bedeckt halten – ist ja noch ein Weilchen hin“, sagt Schorsch Kamerun. Seit Jahren ist der Autor, Sänger und Regisseur Mitbetreiber des Golden Pudel Clubs am Fischmarkt. Ein Weilchen noch, dann geht es dem Szeneclub am Elbufer an den Kragen: Für den 20. April, 9.30 Uhr, ist die Teilungsversteigerung des Häuschens angesetzt – es wird zu Geld gemacht, welches die Eigentümer dann aufteilen können.

Vorausgegangen ist der Versteigerung ein jahrelanger Streit um viel Geld und vielleicht noch mehr Ideologie – und um eine Freundschaft, die an ihm zerbrach: Denn mit Wolf Richter, Rocko Schamoni und Schorsch Kamerun waren es drei einstige Busenfreunde aus der Punk-Szene im schleswig-holsteinischen Lütjenburg, die das Etablissement 2008 kauften. Fortführen wollten die drei das Konzept des Clubs, das schon so manchem nationalen und internationalen Underground-Künstler zu Ruhm und Ehre verhalf. Über dem Partyschuppen im Erdgeschoss sollte ein Café eingerichtet werden, genauso wenig kommerziell, wie der Club sich versteht. Richter wurde oben, im „Oberstübchen“, zum Geschäftsführer erkoren, Schamoni und Kamerun kümmerten sich um die Partynächte unten.

Es herrschte Einigkeit – bis zu dem Zeitpunkt, an dem Richter von seinem beigesteuerten Kapital zumindest einen Teil wiedersehen wollte, die Schlösser austauschte und sein eigenes Ding machte. Mehrere Gerichtsgänge und Urteile später ist es der „Oberstübchen“-Betreiber selbst, der nun den Antrag zur Teilungsversteigerung einreicht. Mitsteigern wolle er, heißt es aus ihm nahestehenden Kreisen, oder das Geld vom Verkauf einstreichen. Beides wohl keine angemessene Lösung, wenn es nach Schamoni und Kamerun geht. „Der Club ist so oder so nicht gefährdet“, gibt sich Kamerun siegessicher. Zumindest besteht noch ein bis 2024 gültiger Pachtvertrag, der Betrieb liefe weiter.

Außerdem können sich die Pudel-Betreiber diverser Unterstützer sicher sein: In der eigens aufgestellten Initiative „The Freaks are alright“ droht der Pudel-Verein für Gegenkultur etwaigen künftigen Eigentümern: „Wer uns fressen will, wird sich die Verdauung verderben.“ NILS REUCKER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen