Ulrike Herrmann über die fallenden DAX-Kurse: Das Geld steckt fest
Spannende Zeiten: Der deutsche Aktienindex DAX ist erneut gefallen, Zinsen gibt es sowieso fast keine mehr, und die Rohstoffpreise sind bereits auf einem Rekordtief. Die Vermögenden sind im Stress, denn sie stehen vor einer Frage, die sie ratlos macht: Wohin bloß mit dem Geld?!
Seit dem Jahr 2000 kommt die Finanzwelt nicht mehr zur Ruhe. Erst die Dotcom-Krise, dann die Subprime-Krise, schließlich die Eurokrise. Hektische Rettungspakete haben zwar die Krisen abgefedert, aber am eigentlichen Problem änderte sich nichts: Es gibt viel zu viel Geldvermögen auf dieser Welt, das sich in den Händen weniger Familien konzentriert. Dieses Geld wurde nicht etwa gespart, um mit einem beliebten Mythos aufzuräumen. Dieses Geld ist aus dem Nichts entstanden, indem die Banken zu viele Kredite vergeben haben. Die Vermögensblase ist gleichzeitig eine Kreditblase – und die spannende Frage ist nur noch, wann diese „Superblase“ platzt, wie sie der Hedgefondsmanager George Soros nennt.
Eine seriöse Prognose ist unmöglich, aber sicher ist: Die Superblase muss irgendwann platzen, weil die Realwirtschaft seit Jahrzehnten schwächelt. Bei den Aktien ist diese Diskrepanz besonders schön zu sehen. Während die Gewinne der Unternehmen tendenziell stagnierten, schossen die Aktienkurse in die Höhe. Man muss schon „Börsenexperte“ sein, um nicht zu erkennen, dass sich eine Blase aufgepumpt hat.
Allerdings können Blasen langlebig sein, weil es für die Spekulanten keinen Fluchtweg gibt. Sie können zwar ihre Aktien verkaufen, aber dann haben sie Geld, das sie wieder anlegen wollen. Also beginnt das Spiel erneut: mit Aktien, Öl, Gold, Agrarrohstoffen, Devisen, Anleihen und Immobilien. Es ist daher denkbar, dass die Aktienkurse wieder ein bisschen steigen. Doch dieser Aufstieg wird nicht von Dauer sein. Die hektischen Schwankungen zeigen vielmehr, dass die Blase maximal aufgepumpt ist – und irgendwann platzt.
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