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Kommentar AfD bei Anne WillBeatrix, die Wettkönigin

Kommentar von Ronny Müller

Beatrix von Storch nimmt im Talk bei Anne Will Wetten auf eine baldige Landesflucht Angela Merkels an. Und entzaubert sich damit selbst.

Klarer Fall von Umnachtung: Familie Storch Foto: dpa

O b Thomas Gottschalk ein Fan des Talks von Anne Will ist, ist nicht bekannt. Wäre er es, hätte er am vergangenen Sonntag in Minute 48 aus alter Gewohnheit aufgehorcht. Zu diesem Zeitpunkt verlas Will einen Facebook-Post ihres Gastes Beatrix von Storch, Europaabgeordnete der AfD, vom 13. Januar: „Ich nehme Wetten an: Wenn sie (Kanzlerin Merkel, Anm. d. Red.) bald zurücktritt, wird sie das Land verlassen. Aus Sicherheitsgründen.“

Als es „Wetten dass...?“ noch gab und Gottschalk noch der Herr der Samstagabendunterhaltung war, liebte er so etwas: Unerschrockene KandidatInnen, die bereit waren, sich für eine waghalsige Idee vor TV-Deutschland zum Ei zu machen. Auf Nachfrage von Anne Will setzte von Storch noch einen drauf: Es gebe Gerüchte, dass Merkel nach Chile oder Südamerika geht – und rückte sie damit in die Nähe von Margot Honecker. Die lebt seit 1991 in Chile. Ob von Storch das Gerücht vom Nachbarshund oder dem Zeitungsverkäufer zugetragen wurde, verriet sie nicht.

Danke Beatrix von Storch. Der Zeitpunkt für so ein Statement konnte nicht besser gewählt sein. Ganz Deutschland diskutiert, ob man mit der AfD im Fernsehen streiten sollte und Sie beweisen: Es lohnt sich. Sie zeigen Sich einfach so wie Sie sind: Eine rechtskonservative Politikerin, die Flüchtlinge nicht integrieren und Fremde nicht ins Land lassen will. Auf Nachfragen antworten Sie ausweichend oder verstricken sich in noch populistischere Ideen. Kurzum: Sie demaskieren sich selbst.

Haben wir schon über einen Einsatz im Fall einer verlorenen Wette gesprochen? Gottschalk zeigte sich da immer kreativ: Er trug Frauenkleider oder sang auf Malle mit Jürgen Drews. Sie könnten Sich doch stattdessen als Flüchtling mal eine Woche vor das Lageso in Berlin stellen. Dort würden Sie dann in der Kälte auf Dokumente warten und nicht wissen, wie lange das noch dauert. Top, die Wette gilt.

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5 Kommentare

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  • Es war der Zeitpunkt als diese Beatrix von Storch am AfD-Parteitag als Kandidatin auf die Europawahlliste gesetzt wurde, als auch dem letzten klar werden musste, dass es mit dieser Partei ganz böse enden wird. Sie steht für mich sinnbildlich für die heutige AfD: Ideologisch verblendet und mit einem Weltbild von vor 100 Jahren

  • Höchste Zeit den Hochadel zu enteignen.

  • Mich hat die Auswahl der Gäste etwas verwundert: Ein Kirchenmann, ein CDU-Mann, ein CSU-Mann und die AfD-Frau. Soll das das politische Spektrum in Deutschland abbilden? Wo waren die Vertreter von SPD, Grünen und Linken, die ja schließlich im Gegensatz zur AfD und dem Kirchenmann im Parlament sitzen? Liegt es vielleicht daran, dass SPD und Grüne regelmäßig in Asylfragen einknicken, dass sie gar nicht mehr als ernstzunehmende Partei wahrgenommen werden?

    • @Tobis:

      SPD, Grüne und Linke wurden durch das SPD-Mitglied Bedford-Strom vertreten. Die durch Merkel nach links gerückte Union unterstrich das noch.

      • @Jan:

        Na dann gute nacht, wenn gleich SPD, Grüne und Linke zusammen von einem ehemaligen SPD-Mitglied repräsentiert werden sollten.

         

        Wenn man sich die Beschlüsse zum Asylpaket 1 und 2 anguckt, dann kann man nur eine Verschärfung des Asylrechtes feststellen. CDU und SPD sind also faktisch durch diese Beschlüsse nach rechts gerückt. Auch die Grünen, die im Bundesrat der Verschärfung zugestimmt haben sind dadurch weiter nach rechts gerückt.