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Ökokapitalismus kann die Probleme des Kapitalismus nicht lösen.
Wie Kollege HIGONEFIVE schon ganz richtig bemerkt hat: "Gemessen an den Empfehlungen, wieviel Fleisch man überhaupt essen sollte, wieviel Protein überhaupt nötig ist, erscheint mir diese Debatte am Kern vorbeizugehen. Massentierhaltung ist nur notwendig, weil viel zu viel Fleisch gegessen wird."
Fleisch- und Tierfabrikation müssen auf ein Minimum beschränkt werden. 100g Fleisch pro Person und Woche sind ausreichend.
Gemessen an den Empfehlungen, wieviel Fleisch man überhaupt essen sollte, wieviel Protein überhaupt nötig ist, erscheint mir diese Debatte am Kern vorbeizugehen. Massentierhaltung ist nur notwendig, weil viel zu viel Fleisch gegessen wird. Industriell produziertes Fleisch hat da eine ähnliche Position wie HCFS 55, der noch um einiges schädlicher ist als andere Zuckersorten. Die Nahrungsmittelindustrie ist der weisse Elephant in der Küche, der nicht nur sagt, wie wir uns verhalten sollen, sondern auch noch unsere Geldtasche und unsere Gesundheit mitnimmt. Wenn man wie früher, in der guten alten Zeit, nur Sonntags Fleisch auf dem Tisch hätte, bräuchte es diese Exzesse in der Tierhaltung nicht. Die Nahrungsmittelindustrie wird, so hoffe ich, irgendwann die gleichen Schwierigkeiten wie die Tabakindustrie bekommen. Die Lobbyarbeit und die Bemühungen ihrer Public Relations Abteilungen unterscheiden sich nicht. Gewinne einstreichen, Kosten externalisieren, damit wird Schluß sein, wenn sich die Gesellschaft schlicht und ergreifend ein Krankheitsversorgungssysten, das die Auswüchse einer modernen westlichen Diät mehr schlecht als recht repariert, sich nicht mehr leisten kann. Amerika kracht jetzt schon. Deutschland wird folgen, da bin ich mir sicher.
Da kann man nur zustimmen. Der Unterschied zwischen konventioneller Tiermast mit heutzutage bis zu 100.000 (sic!) Schweinen in einem Betrieb, mit regelmäßigen Antibiotikagaben, Tierquälerei im Riesenausmaß, Gentechnik-Kraftfutterimporten (Landgrabbing), etc. etc. und einem Biobetrieb - das kann man sich nicht vorstellen. In so einen konventionellen Großbetrieb kommt niemand hinein, weil der abgesichert ist wie ein Gefängnis. Dummerweise werden die Massenfleischfresser den "Skandal" wieder nutzen, um Zu sagen es ist ja sowieso egal. Nein ist es nicht: wer Biobetriebe besucht, weiß es. Es lohnt sich wenig aber gutes Fleisch zu essen. Für die Tiere, für die Umwelt für einen selbst.
dafür sterben deutlich mehr Bio-Ferkel als konventionell gehaltene Ferkel. Wie war das nochmal bei den Herrmansdorfern? 30%
Steht im Artikel, einfach mal genau lesen.
http://taz.de/Bio-Vorzeigebetrieb-am-Pranger/!5270332/
Ich bin mir sicher, die Tier-KZ-Schweine sind richtig froh, nicht mit potentiell verseuchtem Stroh in Berührung zu kommen und im bequemen Stehgatter ihren eigenen Nachwuchs säugen zu dürfen.
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Kommentar Skandal beim Ökopionier: Bio-Fleisch kaufen lohnt sich trotzdem
Einer der bekanntesten Biobauernhöfe hat gegen Regeln verstoßen. Aber sogar Skandal-Biohöfe halten Tiere besser als konventionelle Bauern.
Szene aus den Herrmannsdorfer Landwerkstätten, aufgenommen von der Gruppe „SOKO Tierschutz“ Foto: SOKO Tierschutz
Wer schon immer etwas gegen Biolebensmittel hatte, wird sich jetzt bestätigt fühlen: Selbst der prominente Ökopionier Herrmannsdorfer Landwerkstätten hat Tieren Antibiotika gegeben, die sein Anbauverband Biokreis ausdrücklich verbietet. Sogar dieser große Betrieb, der bekannteste ökologische Schweinehalter Deutschlands, dieser Medienstar: nun ein Regelbrecher, der dennoch die höheren Preise für angeblich saubere Siegelware kassiert. Lohnt es sich überhaupt noch, Bioprodukte zu kaufen?
Tatsächlich ist der Aufpreis für Biokreis-Lebensmittel gegenüber herkömmlicher Ökoware mit dem geringeren Standard des gesetzlichen EU-Biosiegels kaum noch zu rechtfertigen.
Der Verband hat zwar verboten, die für die Humanmedizin besonders wichtigen Antibiotika im Stall zu verwenden. Aber wenn sich ein Betrieb nicht daran hält, drückt die Organisation beide Augen zu. Gleichzeitig wirbt sie damit, dass sie viel strengere Regeln als die EU-Bioverordnung habe. Da Biokreis hier wegschaut, ist nicht auszuschließen, dass der Verband auch andere Verstöße toleriert. Die Verbraucher werden an der Nase herumgeführt.
Aber Biokreis und die Herrmannsdorfer Landwerkstätten sind nicht „die Ökobranche“. Andere Bioverbände setzen ihre Verbote bestimmter Antibiotika konsequenter um. Klar, es gab auch schon in weiteren Biobetrieben und bei anderen Verbänden Skandale. Die überwiegende Mehrheit der rund 24.000 Biohöfe in Deutschland jedoch bleibt unbescholten. Die Bösewichte sind immer noch die Ausnahme.
Hinzu kommt: Selbst die Skandalhöfe halten ihre Tiere besser als der durchschnittliche konventionelle Betrieb. So war es bei den Biolegehennenfarmen mit zu kleinem Auslauf, die vor einigen Jahren aufflogen. Denn Tiere auf herkömmlichen Höfen haben eben gar keinen Zugang ins Freie. Und die anderen wichtigen Ökoanforderungen hatten auch diese Betriebe erfüllt: etwa Futter, das ohne umweltschädliche Pestizide und Dünger angebaut wurde.
Sogar bei den nun überführten Herrmannsdorfer Landwerkstätten haben die Schweine Auslauf im Freien. Konventionelle Tiere dagegen müssen ihr Leben lang im Stall bleiben, der auch noch viel enger ist als auf Biohöfen. Die Herrmannsdorfer haben meist nur ein Tier pro Tag mit verbotenen Medikamenten behandelt. In herkömmlichen Agrarfabriken werden auf einen Schlag oft Tausende Tiere mit solchen Antibiotika vollgepumpt.
Deshalb muss die Parole lauten: Auf dem Teppich bleiben! Immer noch gilt: Wer Bio kauft, trägt zu einer umwelt- und tierfreundlicheren Landwirtschaft bei.
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Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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