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Der Erz-Amerikaner mit den vielen Gesichtern

AUSWAHL Oft spielte Henry Fonda in seinen Filmen den redlichen Amerikaner, doch seine besten Szenen hatte er als Schurke. Das Hamburger Metropolis Kino zeigt nun eine Auswahl seiner besten Filme

In John Fords „Faustrecht der Prärie“ spielt Henry Fonda den Western-Helden Wyatt Earp und in einer Szene sitzt er einfach nur lässig auf einer Veranda. Er hat die Beine an einen Pfosten gestützt und kippelt ein wenig auf seinem Holzstuhl. Fonda wirkt in dieser Szene so jung, modern und cool, wie man es bei einem Film aus dem Jahr 1946 kaum für möglich gehalten hätte.

Seine Körpersprache erinnert eher an James Dean und Marlon Brando als an seine Zeitgenossen Cary Cooper oder James Stewart und man kann erahnen, woher Fondas Kinder Peter und Jane, die beide erfolgreiche Schauspieler sind, ihre rebellische Ader haben.

Dabei spielte Henry Fonda in seinen Filmen meist den aufrechten, tapferen und tatkräftigen US-Amerikaner mit strahlend blauen Augen. Dieses Image demontierte er in Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ als unrasierter, zynischer Bösewicht allerdings lustvoll.

In ihren Erinnerungen beschreiben seine ebenfalls berühmt gewordenen Kinder Peter und Jane ihn als despotischen und kaltherzigen Vater. Diese Widersprüche machten ihn als öffentliche Figur nur um so interessanter.

Seine Karriere endete 1981 mit der versöhnlichen Familienschnulze „Am Goldenen See“, in der seine Tochter Jane auch seine Tochter spielte. Todkrank bekam er für diese Rolle einen Oscar, den er aber nicht mehr selbst entgegennehmen konnte. Er starb am 12. August 1982.

Das Metropolis hat nun eine Reihe mit knapp zwei Dutzend von Fondas besten Filme zusammengestellt, die in den nächsten beiden Monaten gezeigt werden. Das Programm ist chronologisch geordnet und so läuft am 1. und 3. Februar jeweils um 21.30 Uhr zwar nicht sein erster, so gut wie vergessener Film „The Farmer Takes a Wife“ von 1935, aber „You Only Live Once“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1937. In dem Film spielte er seine erste Hauptrolle: einen unschuldig Verfolgten, der nur knapp der Lynchjustiz entkommt und zurückkommt, um sich an seinen Peinigern zu rächen.

Zwei Jahre später spielte Fonda in „Jesse James“ und „Young Mr. Lincoln“, die beide kommende Woche gezeigt werden, zwei mythologische Figuren der amerikanischen Vergangenheit und wirkt dabei als Revolverheld genauso redlich wie als zukünftiger Präsident der USA.

In dem Lincoln-Film arbeitete er zum ersten Mal unter der Regie von John Ford, der Fondas Image formte wie kein anderer Filmemacher. Mit „Drums Along the Mohawk“ und „Faustrecht in der Prärie“ sind im Metropolis zwei der Western im Programm, die die beiden gemeinsam gemacht haben.

Und in Ford’s Steinbeck-Verfilmung „Früchte des Zorns“ konnte der in Nebraska geborene Fonda schließlich perfekt das Landei geben, das er im Grunde auch immer ein wenig geblieben ist. HIP

Henry-Fonda-Filmreihe: Metropolis, Kleine Theaterstraße 10, Hamburg. Alle Filme und Termine gibt es unter metropoliskino.de

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