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KLAUS-HELGE DONATH ÜBER WLADIMIR PUTINS TV-GESPRÄCH MIT DER NATIONDer gute Zar

In den Händen Wladimir Putins ist Russland bestens aufgehoben. Das war die Botschaft, die der Premier der Nation in seinem „Dialog“ mit dem Volk vermittelte. Sein Fernsehgespräch ist eine inszenatorische Großleistung, sie gesteht einmal im Jahr dem ausgewählten Volk eine kleine Sprechrolle als Fragesteller zu. Der Premier brillierte mit Details und bewies einmal mehr, dass er das Land kennt und im Griff hat. Kein Kindergarten, kein Betrieb, keine Verwaltung kann und darf sich vor seinem kritisch-analytischen Blick sicher wähnen. Wo Putin die Hand hinlegt, kehren Ordnung und Gerechtigkeit ein, so der Tenor seiner Ausführungen.

Die Wirklichkeit sieht nach zehn Jahren unter Putin-Ägide anders aus. Hinter den glänzenden Fassaden der beiden Metropolen verfällt der Staat und verwest das Land. Nie waren die staatlichen Institutionen ineffizienter als heute und ausschließlich mit eigenem Machterhalt befasst.

Modernisierung fordert auch Kremlchef Dmitri Medwedjew seit Monaten. Bleibt die Anstrengung aus, sieht der Präsident schwarz für Russlands Zukunft. Doch im vierstündigen TV-Marathon erwähnte Putin das neue Modernisierungsmantra mit keinem Wort. Kein Zufall. Antimodernist Putin empfahl sich als Hüter vermeintlich russischer Befindlichkeiten und nicht zuletzt als zukünftiger Kremlchef. Doch liegt es dem Volk wirklich fern, eigene Geschicke in die Hand zu nehmen und ohne Order von oben zu handeln? Die Statisten des Dialogs sollten dies untermauern.

Die Modernisierung Russlands wird unter Putin auf sich warten lassen. Der Premier hält an der Feudalisierung des Reichs fest und konserviert die soziale Archaik der Gesellschaft. Vertrauen als wichtigste Ressource bei der Modernisierung kann so nicht entstehen. Dafür garantieren atomisierte Individuen zumindest für den Moment den Machterhalt.

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