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Bauprojekt dank Flüchtlingen„Situation verändert“

Ohlstedt wehrt sich gegen eine Flüchtlingsunterkunft am Wohldorfer Wald. Ob dort überhaupt gebaut werden soll, ist schon seit zwei Jahrzehnten umstritten.

In winterfesten Zelten sind derzeit etliche Flüchtlinge in Hamburg untergebracht Foto: Daniel Bochwoldt (dpa)

HAMBURG taz | In Ohlstedt lässt das hohe Flüchtlingsaufkommen den Streit um ein lange geplantes Baugebiet wieder aufflammen. Ohlstedter BürgerInnen wehren sich gegen den Bau einer großen Flüchtlingsunterkunft an der Hoisbütteler Straße, nicht weit vom Endhaltepunkt der U1. Den Bürgerschaftsabgeordneten Christiane Blömeke (Grüne) und Andreas Dressel (SPD) werfen sie vor, die Interessen des Stadtteils aus dem Blick verloren zu haben.

Im Zentrum von Ohlstedt sind zurzeit 420 Flüchtlinge in winterfesten Zelten untergebracht. Alle Seiten sind sich einig, dass dieser Zustand beendet werden soll. Zu diesem Zweck erwägen der Senat und der Bezirk Wandsbek, mehrere Tausend Schutzsuchende auf dem 19 Hektar großen Gelände unterzubringen.

Schon 2002 indes hatte der Senat vor, aus dem Gelände ein Baugebiet für 250 Wohnungen zu machen. Wegen des Widerstands der Anwohner wurde diese Zahl auf 188 reduziert und der Bebauungsplan immer wieder aufgeschoben. Derzeit gilt ein Moratorium bis 2020: Anwohner und Naturschützer lassen ihre Klagen gegen den Plan ruhen, die Stadt baut nicht.

Aus Sicht der Grünen-Bürgerschaftsabgeordneten Blömeke hat die Notwendigkeit, schnell viele Flüchtlinge unterbringen zu müssen, „die Situation für die Stadt komplett verändert“. Zusammen mit ihrem SPD-Kollegen Dressel schlägt sie daher vor, eine Erstaufnahme- oder Folgeeinrichtung für mehr als 420 Menschen mit Holzhäusern zu errichten. Diese solle nach spätestens zehn Jahren wieder abgerissen werden. Zusätzlich sollten jedoch 90 dauerhafte Wohnungen entstehen und das Gebiet dauerhaft vor weiterer Bebauung bewahrt werden. Unter dem gegenwärtigen Druck werde sich der Wohnungsbau auf Dauer ohnehin nicht verhindern lassen.

Umstrittenes Gebiet

Das freie Feld rechts und links der Hoisbütteler Straße ist seit Jahrzehnten umstritten.

Naturschützer und Anwohner haben gegen das Vorhaben geklagt.

Sie wehren sich gegen eine Bebauung, weil das Gebiet eine Landschaftsachse zwischen zwei Naturschutzgebieten bildet.

Eine Bebauung könne außerdem den benachbaraten Wohldorfer Wald, ein europäisches Naturschutzgebiet austrocknen lassen.

Am Freitag verhandeln Politiker und Kläger in kleiner Runde über eine Lösung.

Aus Sicht des Umweltverbandes BUND hängt der Erfolg nicht zuletzt davon ab, wie verlässlich eine zu erzielende Einigung ist.

Diese Botschaft scheint jedoch nicht angekommen zu sein: Viele Ohlstedter hätten den Eindruck, „dass die Politik die Flüchtlinge nur zur Erpressung der Ohlstedter benutzen möchte, damit diese die Fläche langfristig komplett freigeben und die Stadt eine Großsiedlung mit mehren tausend Menschen am Stadtrand bauen kann“, schreibt Christian Becker, Betreiber des „Ohlstedtblog“.

Thomas Laube von der Initiative „Zukunft! Ohlstedt“ versichert Kompromissbereitschaft: Die Ohlstedter hätten sich sehr für die Flüchtlingsintegration engangiert. Das Dorf dürfe aber nicht durch eine zu große Zahl an Flüchtlingen überfordert werden.

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