: Lechts und rinks im Stadion
Bürgerschaft Die Linksfraktion erhofft sich eine klare Positionierung vom Senat gegen rechte Gewalt bei Fußballspielen. Unterstützung erfährt sie aber nur von den Grünen
Wilko Zicht (Die Grünen)
Eine klare Positionierung in der Bewertung von Gewalt am Rande von Fußballspielen hatte sich die Vorsitzende der Links-Fraktion, Kristina Vogt, vom Senat gewünscht – und sie am Mittwoch in der Bürgerschaft auch bekommen – allerdings anders als erhofft.
„Gewalt dulden wir nicht als Mittel der politischen Auseinandersetzung“, sagte der Staatsrat für Inneres, Thomas Ehmke (SPD). Er wolle rechte und linke Gewalt nicht gleichsetzen, aber die volle Unterstützung des Senats bekomme trotzdem nur, wer sich „friedlich“ gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie einsetze. „Das Gewaltmonopol liegt nun mal beim Staat.“
Der Anlass der Bürgerschafts-Debatte war letztendlich ein Polizeieinsatz am 19. April beim Spiel von Werder Bremen gegen den HSV. Nach Aussagen von mehreren Beobachtern hatte die Polizei linke Ultra-Fans dabei direkt auf rechte Hooligans zugetrieben. Das Ergebnis war eine schwere Schlägerei, für die die Staatsanwaltschaft die Ultras verantwortlich macht. Einer von ihnen, Valentin S., saß deswegen 134 Tage in Untersuchungshaft. Gegen die Hooligans wurde hingegen nicht ermittelt.
Sie finde nicht alles gut, was Ultras machen, sagte Vogt, und auch sie wünsche sich Fußballspiele, zu denen man ohne Sorge kleine Kinder mitnehmen könne. „Aber ich bin froh, dass es Menschen gibt, die sich Nazis in den Weg stellen und dafür sorgen, dass die im Stadion nicht das Sagen haben.“
Vor dem Spiel im April habe es eindeutige Aufrufe im Internet von Rechten gegeben, die sich „die Hegemonie im Stadion zurück erobern wollten“.
Sie erinnere sich noch sehr gut an die 80er- und 90er-Jahre, als die Rechten in Bremen noch unbehelligt die Jugendkultur Fußball nutzen konnten, um Anhänger zu gewinnen, sagte Vogt. „Ich war dabei, als Nazis in Kutte durchs Viertel zogen und den Ostertor- und den Frauenbuchladen angegriffen haben.“ Daher erwarte sie vom Senat, dass er die Situation nicht verharmlose und so tue, als würden sich hier lediglich zwei rivalisierende Fangruppen bekriegen.
Genauso wie Vogt sieht es der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Wilko Zicht. Die Bremer Naziszene sei nicht groß, aber brandgefährlich, weil sie unter anderem die bekannteste deutsche Hooligan-Band „Kategorie C“ hervorgebracht habe und eigentlich beste Voraussetzungen haben müsste, um Jugendliche für sich zu begeistern. „Aber Bremen ist kein angenehmes Pflaster für Nazis und das haben wir den Ultras zu verdanken.“
Es gebe „vereinzelt junge Hitzköpfe“, denen Grenzen aufgezeigt werden müssten, aber den anderen müsse der Rücken gestärkt werden, sagte Zicht. Er hob wie Vogt hervor, dass der Präsident von Werder Bremen dies getan habe.
Die innenpolitischen Sprecher von FDP, CDU und SPD hingegen wollten die Ultras nicht für ihren Einsatz gegen rechts loben. eib
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