: Immer schön mobil bleiben
ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR Bremer Senat investiert 210 Millionen Euro in die Anschaffung von 67 neuen Straßenbahnen, die ab 2019 fahren sollen
2019 setzt die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) 67 nagelneue Bahnen aufs Gleis. Zudem sollen bis dahin aus den 77 alten noch zehn brauchbare zusammengeflickt werden. So hat es rot-grün jetzt beschlossen
Bis dahin werden weiterhin Busse eingesetzt, auf der Straßenbahnlinie 8 zwischen Hauptbahnhof und Kulenkampffallee. „Und wenn auch nur eine unserer maroden Bahnen noch defekt ausfällt, gibt es weitere Einschränkungen im Fahrplan“, sagt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer, über die 1993 bis 1996 angeschafften Modelle „GT8N“. Die hätten ihre Lebensleistung von 50.000 Kilometern in Bremen längst absolviert, seien bereits 70.000 Kilometer gefahren.
Auf 210 Millionen Euro belaufen sich allein die Anschaffungskosten für die 67 Bahnen. Infrastrukturmaßnahmen für BSAG-Werkstätten in Höhe von 50 Millionen Euro, Wartungskosten und all die Zinsen für aufzunehmende Kredite schraubten die Investitionssumme bis 2053 auf 602,3 Millionen Euro, erklärte die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert gestern. Das belaste den Bremer Haushalt mit zwölf Millionen pro Jahr. Dennoch hat die Landesregierung die Investition gestern beschlossen.
Die Generalsanierung der zehn alten Bahnen schlage darüber hinaus mit jeweils 1,5 Millionen Euro zu Buche, ergänzte der grüne Verkehrssenator Joachim Lohse. Neue Bahnen kosten etwa das Doppelte.
Bremen trägt von der Gesamtinvestition 401,5 Millionen Euro, die BSAG will ein Drittel der Kosten durch „Optimierungsmaßnahmen“ selbst erwirtschaften, so ihr Vorstand Hajo Müller. „Aber schon derzeit schieben wir 4.000 Überstunden vor uns her“, sagte er gewohnt dramatisch.
Warum erst jetzt gehandelt wird, obwohl das Problem seit Langem absehbar sind? „Es wurde erst vor drei Jahren an den Verkehrssenator herangetragen“, betont dessen Pressesprecher Jens Tittmann, „seither wurden zwei Gutachten erstellt, diverse Investitionsmodelle durchgerechnet und mit EU-Regularien sorgfältig abgestimmt, das dauert“.
Die Ausschreibung für die neuen Straßenbahnen soll Anfang 2016 erfolgen. Mit der Lieferung erster Prototypen rechnet die BSAG im Jahr 2018.
Und was passiert mit den alten Bahnen? Meyer: „Früher konnte wir sie nach Rumänien zur Weiternutzung verkaufen. Aufgrund der jetzt ersichtlichen Defekte bleibt von den 40-Tonnen-Wagen wohl nur der Schrottwert von einigen Tausend Euro.“ Jens Fischer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen