: Art on air
Das deutsch-polnische radio copernicus sendet ab heute auf UKW 95,2 Experimente zur Medientheorie
Ein Sender, der sich nicht um Hörgewohnheiten schert? Doch, das gibt es: Für einen Monat ist das mobile deutsch-polnische radio copernicus zu Gast an der Universität der Künste und präsentiert ein Programm, das auf innovative elektroakustische Kunst setzt.
Als „professionelle Versuchsanordnung“, so Sabine Breitsameter, soll radio copernicus den öffentlichen Raum künstlerisch bereichern; zudem die Wechselwirkungen zwischen Medium, Kunst und Öffentlichkeit diskutieren. Breitsameter ist Professorin an der UdK und leitet nicht nur den neu eingerichteten Studiengang Sound studies, sondern auch das Kooperationsprojekt mit der Universität Wrocław.
Finanziert wird das Experiment durch eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes zum deutsch-polnischen Jahr. Bereits seit Juli ist der Künstlersender an verschiedenen Orten in den Sprachen Polnisch, Deutsch und Englisch on air und online. Gestartet wurde in Stralsund auf dem Festival „garage“, gefolgt von einer Sendestaffel in Warschau in Zusammenarbeit mit dem Festival „Warschauer Herbst“.
Auch in Berlin wird es Livesendungen und akustische Recyclingkunst geben, aber auch Wortbeiträge zu Medientheorie, -praxis und -politik, dazu Lesungen und Aktivitäten anderer Kunstradios. Wie bereits auf den beiden Stationen zuvor werden auch Auftragsproduktionen zu hören sein, unter anderem in Kooperationen mit der Veranstaltungsreihe Dis_Positionen an der Akademie der Künste.
Zwei dieser Auftragswerke sollen zweikanalig gesendet werden, simultan auch im Offenen Kanal, sodass ein ganzheitliches Hören mit nur zwei Radioempfängern möglich ist. Saker Scheerder verarbeitet in dieser Form beispielsweise einen Essay von Kurt Schwitters über das Radio aus dem Jahr 1934.
Andere Künstler nutzen atmosphärische Außenaufnahmen. Etwa Raphael Roginski, der mit „Fieldrecordings“ ein Porträt aktueller jüdischer Kultur erstellt. Oder Robert Lippok von der Band to rococo rot, der seine Ausstellung in der Galerie Wohnmaschine einbezieht.
Radio copernicus zieht Ende des Monats weiter nach Wrocław. Der Betrieb bleibt in Berlin auf UKW 95,2 bestehen. Bis Silvester. Da wird ein fulminantes Finale gefeiert. SEBASTIAN SCHINKEL
Am 4./5. und 11./12. Nov. in der Schönhauser Allee 167c. Livestream: www.radio-copernicus.org
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