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Schiffsausflug an die Börse verschoben

Finanzen Probleme für Hapag-Lloyd und Co: Mehrere große Börsengänge tun sich derzeit schwer

Die Anlager kaufen nicht mehr "ohne Sinn und Verstand", meint ein Analyst

HAMBURG taz | Zitterpartie an der Deutschen Börse: Der für heute angekündigte Börsengang von Hapag-Lloyd – einer der größten Reedereien der Welt – wurde um eine Woche verschoben. Möglicherweise fällt er sogar komplett aus. Zu wenige Anleger sind bislang bereit, die Aktie selbst zum Tiefpreis von 23 Euro zu kaufen. Die Reederei sowie die betreuenden Banken Berenberg, Goldman Sachs und Deutsche Bank hatten auf 29 Euro und einen Erlös von etwa 300 Millionen Euro gehofft.

Dabei boomt das Geschäft mit Börsengängen wie seit dem Crash im März 2000 nicht mehr. „Ein guter Herbst“, stapelt eine Sprecherin der Deutschen Börse tief. 25 Initial Public Offers (IPO), wie die Börsengänge im Jargon heißen, stehen 2015 an. Mehr und weit größere als in den Vorjahren. Aber Hapag-Lloyd ist nicht der erste Börsenflop in jüngerer Zeit.

So wurde der IPO der Bayer-Kunststofftochter Covestro Anfang Oktober erst verschoben und dann die Preisspanne drastisch reduziert. Das angestrebte Emissionsvolumen von ursprünglich 2,5 Milliarden Euro sank um 1 Milliarde. Es wäre der größte Börsengang in Deutschland gewesen, seit dem im Jahr 2000 die Post teilprivatisiert wurde. Dabei hatte Covestro-Chef Patrick Thomas zum Start des Verkaufsprozesses noch das Timing als „genau richtig“ bezeichnet.

Ein wichtiges Motiv der Neulinge ist der jahrelange Ak­tien­boom: Der DAX übersprang sein scheinbar ewiges Allzeithoch von gut 8.000 Punkten und schoss bis auf über 12.000 Punkte im April hoch – vor allem als Folge der niedrigen Zinssätze, die andere Geldanlagen wenig attraktiv machen.

Da die Vorbereitung eines Börsengangs mehrere Monate dauert, kommt mancher IPO nun einfach zu spät. Der DAX fiel und schwankt wie selten. Diese hohe Volatilität ist eine Folge der schlechten Nachrichten aus der Weltwirtschaft und der schwelenden Eurokrise. Dazu kommt die Ungewissheit, wann die großen Notenbanken ihren Zinserhöhungszyklus beginnen. Das alles kann die Bereitschaft der Anleger und Investoren dämpfen, neue Aktien zu kaufen. So hat auch die Modefirma Steilmann, die durch die Fußballleidenschaft der Gründerfamilie berühmt wurde, ihren Börsengang abgespeckt und auf nächste Woche verschoben.

Michael Seufert, Analyst der NordLB, sieht Flops durchaus positiv: „2000 wurde alles gekauft, was auf den Markt geworfen wurde. Ohne Sinn und Verstand.“ Heute unterscheide der Anleger „im Einzelfall“. Jeder Flop habe daher seine eigenen Grund. So litt Autozulieferer Schäffler unter dem „Dieselgate“ von Volkswagen. Den Hapag-Lloyd-IPO vermasselt eine Gewinnwarnung des großen Konkurrenten Maersk. Demnach trüben sich die Aussichten für die globale Con­tai­nerschifffahrt weiter ein. Der IPO-Markt insgesamt sei aber „weiterhin gut aufnahmebereit“, meint Seufert. Zwei Dutzend Börsenkandidaten stehen noch in den Startlöchern. Hermannus Pfeiffer

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