Nobelpreis für Wirtschaft: Armut, Konsum und Glück als Thema
War auch Zeit: Den Nobelpreis für Ökonomie gibt‘s in diesem Jahr mal für gesellschaftlich aktuelle Arbeiten. Er geht an den Schotten Angus Deaton.
Eines von Deatons großen Themen ist die Konsumforschung: Der private Konsum gilt als Triebkraft des wirtschaftlichen Wachstums. Das zeigt die Forderung, den Massenkonsum zu stärken. Getrieben von dem Wunsch, Analyse auch mit Daten abzusichern, widmete sich Deaton der Frage: Wovon genau hängt der Konsum eigentlich ab?
Deaton machte darauf aufmerksam, dass sich ein armer und ein reicher Haushalt völlig unterschiedlich verhalten. Hier mikroökonomische Daten zu haben, hilft einzuschätzen, wie politische Reformen wirken: etwa dass eine Mehrwertsteuererhöhung erheblich stärker auf einkommensschwache Haushalte durchschlägt.
Zum Zusammenhang zwischen Bruttoinlandsprodukt, Wohlfahrt und Lebensglück lieferte Deaton provozierende Erkenntnisse. Zum einen zeigt er, dass das, was mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessen wird, wenig mit gesamtgesellschaftlicher Wohlfahrt zu tun hat. Zum anderen erforschte er den Zusammenhang zwischen Einkommenshöhe und Lebensglück. Ab einem bestimmten Einkommen nehmen Zufriedenheit und emotionales Wohlbefinden kaum noch zu. Sinkt jedoch das Einkommen darunter, dann werden die Gefühle, die sich bei einem Unglück einstellen, intensiver.
Die Lektüre der Forschungsarbeiten von Angus Deaton lohnt sich. An den wirtschaftlichen Akademien wird mit seinem Werk endlich wieder gesellschaftlich relevante Theorie gelehrt. Die Politik kann ebenfalls viel lernen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin