Simone Schmollack über die Shell Jugendstudie: Pragmatisch bis traurig
Als Generation Y bezeichnet man gern jene junge Menschen, die eine überbehütete Kindheit hatten und von ihren Eltern materiell bestens ausgestattet werden. Die gute Schulen und Unis besuchen und einen hohen Anspruch ans Leben haben. Und die glauben, ArbeitgeberInnen ihre Wünsche aufdrücken zu können: Der Job soll wahnsinnig spannend und top bezahlt sein. Trotzdem soll noch genügend Zeit für Familie und Kinder bleiben, danach muss sich die Arbeit halt richten.
Doch mit den Wünschen ist das manchmal so eine Sache. Viele wollen einfach nicht in Erfüllung gehen. Was dann?
Man kann verzweifeln oder pragmatisch reagieren. Letzteres machen Jugendliche: Wenn das mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht so klappt, wie sie sich das vorstellen, dann verzichten sie lieber. In dem Fall aber nicht auf den Job. Sondern auf Kinder.
Das bezeichnet der Soziologe Mathias Albert zwar als „signifikante Entwicklung, aber keine dramatische“. Trotzdem belegt die Shell Jugendstudie, die seit Jahrzehnten Befinden und Befindlichkeiten von Jugendlichen untersucht, auf eindrückliche Weise: Es kann noch so viel gut gemeinte Familienpolitik geben, unendliche Appelle an Unternehmen nach flexiblen Arbeitszeitmodellen, Vätermonate und Teilzeit für Führungskräfte – ohne den sicheren Job und damit ohne eine sichere Zukunft wird das nichts mit der Familie.
Die Zeiten, in denen Paare – so oder so – Kinder bekamen, sind vorbei. Das ist gut so, Familienplanung ist ein hohes Gut. Doch dieses hohe Gut steht und fällt mit der gesicherten Existenz. Wer die nicht hat, der „leistet“ sich heute schlicht keine Familie mehr.
Das ist in jedem Fall nachvollziehbar und für die Gesellschaft dennoch fatal. Gleichzeitig aber wird die sogenannte Generation Y durch ihren eigenen Anspruch ans perfekte Leben beschränkt. Das ist nicht pragmatisch. Das ist traurig.
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