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Rassistische Werbung von ReweAuf Kolumbus‘ Spuren

Die aktuelle Werbung von Rewe für Lebensmittel, die geliefert werden, bedient koloniale Klischees. Und ist auch sonst völlig bescheuert.

Lifestyle-Kolonialismus Foto: Imago/Westend61

Wie herzig, was Rewe uns da liefern will. Nicht nur Lebensmittel direkt in die Bude, sondern mit seiner Werbung auch ein ganz plumpes Konzept in den Kopf.

Nach dem Motto: Wir nutzen über Bild und Text das Image des süß-drolligen aber primitiven „Indianers“, des edlen Wilden, um frisch und fröhlich unseren neuen Service zu preisen – und ihr dürft euch ob der schönen Assoziationen (und des gesparten Einkaufswegs) freuen. Also alles gut, oder?

Nichts als gutgläubige Freude ist es zumindest, die uns da anstrahlt. Von den Plakatwänden der Hauptstadt blickt es auf uns herab, das so traditionell-harmonische Bild der fröhlichen Mama mit Kleinkind (warum kann es übrigens nicht mal bitte der Papa sein, der nebst Nachwuchs im Heim auf den Einkauf wartet?).

Das Maria-Jesus-Motiv also, nur gar nicht heilig. Stattdessen mit riesigem traditionellen Kopfschmuck (den man sich erst verdienen muss) und dem Versprechen an die Mutti, sie müsse dank Rewe nun nichts mehr als „ihren kleinen Indianer“ heimtragen und bekomme die Liefergebühr dreimal gratis (wie auch immer man eine Gebühr gratis bekommen kann?).

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Ganze 523 Jahre nachdem Christoph Kolumbus seine Latschen aufs von indigenen Völkern (ja, so lautet die korrekte Bezeichnung) bewohnte Land setzte, greift der zweitgrößte deutsche Einzelhandelskonzern auf abwertende Stereotype zurück. Um zu werben.

Durch die Komposition und die Bezeichnung „Indianer“ wird nämlich beim Betrachter und bei der Betrachterin eine ganze Flut von Stereotypen hervorgerufen (und wieder manifestiert). Stereotypen, die erstens von den kolonisierenden EuropäerInnen geprägt wurden und zweitens eine Homogenität der Bezeichneten implizieren.

Wer ist hier also eigentlich primitiv?

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7 Kommentare

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  • "Aber Rassismus? Was muss man rauchen, um darauf zu kommen?"

     

    Herrlich, genau das habe ich mir beim Lesen dieses Artikels auch gedacht.

     

    Wird eine Frau dargestellt, heißt es "Es könnte auch ein Mann sein", zeigt man einen Mann heißt es "und wer denkt an die Mütter?" ... Menschen wie Frau Kennedy suchen planlos Dinge, über die man sich künstlich aufregen und dann darüber schreiben kann. Profijournalismus nennt man das, oder?

  • Sagt mal, so ganz ehrlich: Kommt ihr euch bei solch einem in einzelnen Punkten zutreffenden aber in seiner Gesamtheit voll konstruierten Aufreger nicht langsam selber unfreiwillig lächerlich vor?

     

    Mit euch geht es echt bergab. Mehr und mehr intellektuelle Selbstbeweihräucherung; kein Finger in die Wunde, nur noch Klientel-Journalismus. Hochmütige Belehrungen (ach ja, so lautet die korrekte Bezeichnung?) und Themensnobismus sind nach und nach eure prägenden Merkmale. Ihr seid wie zwei ältere Pseudoalternative in Szeneuniform, die sich über Terminologien streiten, während sie ihre in riesigen Alu-Hallen massenproduzierten Soja-Milch trinken.

  • Rassismus ? Nee, den Film kriege ich nicht drauf. Vergleichbar: Den antiken Arkadieren hat es in ihrem Ansehen nie geschadet, als einfache Hirten in Freiheit gelebt zu haben, ganz im Gegenteil.

  • Egal wie man die Werbung nun findet, ob gelungen oder daneben, haben die Werbestrategen das Ziel erreicht: Es wird darüber geredet. Aufmerksamkeit ist eben eine wertvolle Währung.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Wir nutzen über Bild und Text das Image des süß-drolligen aber primitiven „Indianers“, des edlen Wilden..."







    Woher die Autorin die Konnotation von "süß-drollig" bezieht, muss wohl ihr Geheimnis bleiben, aber schon bei Wiki hätte sie erfahren können, dass "Edler Wilder" "das Idealbild des von der Zivilisation unverdorbenen Naturmenschen" und somit ein Gegenbild zum "primitiven Wilden" darstellen soll.







    Es versteht sich also, dass ein solches Idealbild nicht im abwertenden Sinne primitiv sein kann, wie es die Autorin suggeriert.







    Die Assoziation von Mutter und Kind "Indianer" mit Maria und Jesus ist zudem ähnlich unsinnig wie die eines schwulen Pärchens sichtbaren Altersunterschieds mit Gottvater und -sohn.







    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

  • Hallo Frau Kennedy,

     

    na gut, die Mutter könnte auch ein Vater sein -- und der Sohn eine Tochter.

     

    Aber Rassismus? Was muss man rauchen, um darauf zu kommen?

     

    Eine Mutter verbringt ihre Zeit lieber mit ihrem Kind als mit dem Einkauf. Und wenn zum Spiel das Verkleiden gehört, dann für beide -- egal ob als Indianer, Müllmann, Astronaut oder Clown.

     

    "Deine Arbeit kann warten bis du deinem Kind den Regenbogen gezeigt hast. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit deiner Arbeit fertig bist. " So gesehen tut die Frau auf dem Plakat genau das richtige.

     

    Einfach mal die Kirche im Dorf lassen...

  • Jurke jelangweilt im Spreewald, oder was?