: Als sie aufhörte, zu essen
Jugendfilm Im schwedisch-deutschen Spielfilm „Stella“ von Sanna Lenken geht es um die 12-jährige Schwester eines magersüchtigen Teenagers
Der schwedische Kinder- und Jugendfilm hat Tradition. Längst sind deutsche Kino- und Fernsehproduzenten so klug, viele dieser Filme mitzufinanzieren und hierzulande zu vermarkten. So spielten schon bei „Pippi Langstrumpf“ die Deutsche Margot Trooger das strenge Fräulein Prysselius. Im schwedischen Jugendfilm „Stella“ kann man nun Maxim Mehmet („NVA“, „Männerherzen“, „Großstadtrevier“) in einer dramaturgisch gleichrangigen Rolle sehen: Er spielt keinen von den zentralen Charakteren, aber eine wichtige Nebenfigur. Anders als die teutonisch daherkommende Frau Trooger, ist er einer der Sympathieträger des Films. Wie bei internationalen Koproduktionen üblich, wollen die Förderer, dass ein Teil des Geldes in ihrem Land ausgegeben wird. Und da Geld von der Filmförderung Hamburg-Schleswig in „Stella“ steckt, wurde die Postproduktion in Hamburg gemacht und auch die Musik hier eingespielt.
„Stella“, dessen Originaltitel „Min lilla syster“, also „Meine dünne Schwester“ ist, erzählt die Geschichte der 12-jährigen Titelheldin, die ein wenig moppelig ist und ihre große Schwester bewundert, die als angehende Eislaufkünstlerin sehr hart trainiert. Sie verliebt sich heimlich in den von Mehmet gespielten Trainer und es kommt zu ein paar peinlichen Momenten zwischen den beiden. In viel größere Schwierigkeiten aber gerät Stella als sie merkt, dass ihre Schwester magersüchtig geworden ist. Bald droht diese ihr, sie wegen ihrer Schwärmereien vor Sportlehrer und Schulfreunden bloßzustellen. Alles, um zu verhindern, dass sie sie bei den Eltern verrät.
Das Schöne an „Stella“ ist, dass der Film konsequent aus der Perspektive der Protagonistin erzählt ist und Zuschauer die Welt durch ihre Augen sehen. Und zugleich schafft er es, seinen Figuren gerecht zu werden: Der schwedischen Regisseurin Sanna Lenken gelingt es, ganz ohne Schurken und die in vielen Jugendfilmen so beliebten Klischee-Erwachsenen auszukommen.
Man kann zwar mit Stella manchmal die Geduld mit dem Vater verlieren, wenn er versucht, alles zu verharmlosen. Ihm gelingt es am wenigsten, sich in seine doch so erfolgreiche ältere Tochter hineinzuversetzen.
Was Sanna Lenken auch gelingt, ist es, ihren Darstellern das Schauspielern auszutreiben. Und so spielt die zwölfjährige Rebeccka Josephson die Titelrolle mit einer faszinierenden Wahrhaftigkeit, wie sie junge Darsteller manchmal vor der Kamera an den Tag legen.
„Stella“ gewann auf der diesjährigen Berlinale den von einer Jury von Kindern und Jugendlichen vergebenen Gläsernen Bären und kommt heute in die deutschen Kinos. HIP
HIP
„Stella“ läuft heute an
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen