piwik no script img

Dünnere Luft um Mario Czaja

Kommentar

von Alke Wierth

Ex-Polizeipräses wird Flüchtlings- koordinator

Dafür, den früheren Polizeipräsidenten Dieter Glietsch zum Leiter des Koordinierungsstabs Flüchtlingsmanagement zu machen, gibt es gute Argumente. Glietsch hat Erfahrung mit komplizierten „Großlagen“, die schnelles Handeln in unübersichtlichen Situationen erfordern. Genau das ist die Aufgabe des Koordinierungsstabs, der die Versorgung der vielen Flüchtlinge, die derzeit nach Berlin kommen, effektiver organisieren soll. Der 68-Jährige, der von 2002 bis 2011 Polizeipräsident war, genießt zudem einiges Ansehen in Berlin. Er gilt als Mann, der Dinge gelassen und doch entschieden angeht.

„Gemeinsam entschieden“

Vielleicht freut sich der eigentlich zuständige Sozialsenator Mario Czaja (CDU) also über den kompetenten Mann, dem er die Führung des wichtigen Stabs nun überlassen muss.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Czaja hätten das gemeinsam entschieden, heißt es offiziell ja auch. Doch man kann die Personalie auch als Entmachtung Czajas sehen, gegen den die SPD, allen voran der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke, seit Ausbruch der Flüchtlingskrise immer lauter schimpft.

Mario Czajas bisherige Versuche, die Versorgung der Flüchtlinge zu verbessern – etwa durch neue Chefs der Unterbringungsleitstelle – sind ohne Ergebnisse versickert. Die Organisation der Erstaufnahme fluppt bis heute nicht. Und zu wichtigen Sitzungen des Koordinierungsstabs sei Czaja teils gar nicht erschienen, schimpft Hanke. Das sieht alles in allem mehr danach aus, als wurde da endlich jemand ersetzt, weil er seinen Job nicht gut machte. Die Luft wird dünner für Czaja.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen