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Katrin Gänsler zum Putschversuch in Burkina FasoGut gekehrt, Bürgerbesen

In Burkina Faso hat die außerparlamentarische Opposition in den vergangen Tagen schon zum zweiten Mal gezeigt, wozu sie in der Lage ist. Die Bewegung Balai Citoyen (Bürgerbesen) ist mit ihren Protesten maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Miniputsch vom Mittwochabend bisher – trotz zehn Todesopfern – einigermaßen glimpflich abgelaufen ist. Damit demonstriert sie auch: Politik spielt sich nur noch bedingt in Parlamenten und Kabinettssitzungen ab.

Balai Citoyen brauchte vielleicht eine Stunde, und die ersten Demonstranten zogen gegen die Putschisten auf die Straßen. Vorteil der Bewegung – und den vielen, vor allem jugendlichen Sympathisanten – ist es gewesen, dass sie sich nicht erst finden und zusammenschließen musste. Stattdessen konnten die Aktivisten auf bestehende und funktionierende Strukturen zurückgreifen.

Schon im Oktober 2014 hatte die Gruppierung mit ihren friedlichen Massenprotesten Langzeitherrscher Blaise Compaoré gestürzt und dafür weltweit Anerkennung erhalten. Technisch hilfreich sind dafür sicherlich auch soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook, die die Organisation des Protests wohl so einfach wie nie zuvor machen.

Dabei geht es den Protestlern nicht einmal darum, bei den anstehenden Wahlen selbst an die Macht zu kommen. Stattdessen machen sie den Regierenden deutlich, wie sehr sie die Nase voll von der alten Garde haben und dass sie eine gerechtere Verteilung von Ressourcen sowie ein besseres Management ihrer Heimat fordern, die weiterhin als eines der ärmsten Länder auf der Welt gilt.

Der Protest ist nun auch ein wichtiges Signal an den künftigen Präsidenten, ganz gleich wie dieser am Ende der Wahl heißt. Mit der Bürgerbewegung hat sich eine neue „Gewalt“ entwickelt, die das politische Geschehen auch künftig genau beobachten wird. Und sie ist sicherlich auch bereit, ein weiteres Mal für mehr Gerechtigkeit auf die Straße zu gehen.

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