: Abwechslung im tristen Polizeialltag
BANKRAUB PER TUNNEL
Man müsste mal nach „Rififi“-Art eine Bank ausrauben. Nicht mit vorgehaltener Knarre, sondern elegant und über Umwege. Das ist der Wunschtraum eines jeden Einbrechers – aber dazu gehört Köpfchen, und die meisten sind nicht so genial. Die Gangster, die diese Woche in eine Steglitzer Volksbank einbrachen, haben es zumindest versucht.
In dem stilbildenden französischen Krimifilmklassiker „Rififi“ von Jules Dassin, der 1955 in die deutschen Kinos kam, kommen die Einbrecher von oben durch die Decke. Der präzise vorbereitete und perfekt ausgeführte Bruch in das Pariser Juweliergeschäft ist erfolgreich. Aber bei der Flucht mit den Diamanten kommt es zu einer Schießerei mit einer gegnerische Gangsterbande, nur einer überlebt. Und dem nimmt die Polizei schließlich die Beute ab.
Bei der Steglitzer Volksbank spricht selbst die Polizei von einem filmreifen Einbruch. Von einer Tiefgarage aus hatten die Täter einen 45 Meter langen Tunnel zum Tresorraum gegraben und dort rund 200 Schließfächer ausgeräumt. Den 1,40 Meter hohen Tunnel stützten sie mit Balken. Die Polizei geht davon aus, dass die Grabungsarbeiten mehrere Monate gedauert haben. Ein Feuer im Tresorraum und in der Garage sei wohl bei der Flucht gelegt worden, um Spuren zu vernichten.
Noch fehlt von den Einbrechern jede Spur, seit Donnerstag gibt es aber immerhin ein Phantombild. Der darauf abgebildete Mann wird von der Polizei als „stämmig“ und „mit Bauchansatz“ beschrieben. Zeugen hätten ihn mit verschmutzter Arbeitshosen und ockerfarbenen Arbeitsstiefeln gesehen und geglaubt, er verrichte normale Bauarbeiten.
Ist das ein Indiz dafür, dass der Fall bald gelöst sein könnte? Eine so geniale Tat und ein so banales Ende? Das ist zu einfach für so einen Krimi – und auch die Kripo hat Besseres verdient. Wo Fälle wie dieser doch das Sahnehäubchen im tristen Alltag der Ermittler sind. Ein bisschen mehr Nervenkitzel und Spannung dürften schon noch sein. PLUTONIA PLARRE
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