Filmzensur in der DR Kongo: Soldaten fühlen sich „diffamiert“
Ein Film über die Opfer sexueller Kriegsverbrechen in der Demokratischen Republik Kongo wird überall auf der Welt gezeigt. Nur nicht im betroffenen Land.
Am Mittwoch lief der Film erstmals im belgischen Fernsehen. Zufällig: Genau an diesem Tag wurde bekannt, dass die Regierung der Demokratischen Republik Kongo eine Genehmigung verweigert habe, den Film auch im Kongo zu zeigen.
Wie Informationsminister und Regierungssprecher Lambert Mende nach Berichten kongolesischer Medien erklärte, enthalte der Film „ungerechtfertige Angriffe“ auf die Streitkräfte, die sich „diffamiert“ fühlten. Tatsächlich kommen in dem Werk Vergewaltigungsopfer zu Wort, die kongolesische Soldaten und Polizisten als ihre Vergewaltiger benennen. Mende behauptet nun, die Aussagen der Frauen seien bei der Übersetzung von Swahili ins Französische verfälscht worden.
Das kann allerdings nicht für die Szenen gelten, wo Polizisten und Soldaten vor Gericht wegen dieser Übergriffe schuldig gesprochen werden. Und auch nicht für die Aussagen Mukweges im Film, wie untätig die oberen Ränge der Streitkräfte mit von ihren Truppen begangenen Verbrechen umgehen.
Das Filmverbot sieht aus wie ein Racheakt. Im Jahr 2011 hatte Thierry Michel bereits einen explosiven Dokumentarfilm über die Ermordung des bekannten Menschenrechtsaktivisten Floribert Chebeya in Kongos Hauptstadt Kinshasa ein Jahr zuvor gedreht. Der Film machte hohe Polizeioffiziere für seinen Tod verantwortlich und zeigte auch, wie Demonstranten nach dem Auffinden des Toten mit der Parole „Kabila, Mörder!“ durch die Straßen Kinshasas ziehen. Auch dieser Film darf im Kongo nicht gezeigt werden.
Das Verbot des Mukwege-Films dürfte diesem werbetechnisch eher nützen. Ab Oktober soll er auch in den USA gezeigt werden. Dort dürfte er erst recht auf ein Echo bei den vielen Kampagnen für ein Ende der Straflosigkeit bei sexuellen Kriegsverbrechen im Kongo stoßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!