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„Erfolg hast du nur mit deinem Partner“

Taz-Sommerserie Trendsportarten (10) In Spanien und Südamerika ist das schnelle Spiel im Käfig mit dem kurzen Schläger Volkssport: Padel-Tennis ist nichts für Egomanen. Man spielt es im Doppel, und das verlangt nach Abstimmung, weiß Padel-Spieler Ralf Stoffers

von Moritz Förster

taz: Herr Stoffers, Padel-Tennis ist in Deutschland nicht gerade Breitensport. Wie kommt man auf die Idee, damit anzufangen?

Ralf Stoffers: Das stimmt. Während Padel in Spanien Volkssport ist, haben wir hierzulande gerade mal 20 Plätze – in Spanien liegt die Anzahl der Plätze dagegen im sechsstelligen Bereich. Ich selbst habe vor einiger Zeit nach einer Alternative zum Tennis gesucht, weil ich keine Lust mehr auf Vereinssport hatte. Im Spanienurlaub habe ich 2010 mit meiner Freundin erstmals auf einem einfachen Betonplatz gespielt. 2011 habe ich dann meinen eigenen privaten Padel-Platz aufgebaut, in einer Industriehalle in Oberschöneweide.

War das so einfach, mal eben eine Anlage zu bauen?

Ich habe mir eine flexible Anlage in Spanien produzieren und liefern lassen. Zusammen mit meinen Jungs haben wir die dann montiert. Als Belag haben wir abgelaufenen Kunstrasen aus Nordrhein-Westfalen besorgt und verlegt. Wir haben damals alles bewusst rudimentär gelassen. Zwei Jahre lang hatten wir eine Padel-Oase für Leute, die – um sie vom Typ her etwas einzuordnen – am Wochenende auch gerne mal ins Berghain gehen. So eine Padel-Kulisse ist bis heute einzigartig. Vergangenes Jahr endete der Vertrag für die Zwischennutzung.

In Berlin hat sich die Padel-Szene dennoch etabliert.

Ralf Stoffers

spielte früher Tennis und ist ein echter Padel-Pionier in Berlin, der auch für den ersten Padel-Court hier sorgte.

Berlin ist mit inzwischen fünf Plätzen ein Padel-Hotspot in Deutschland, obwohl die Anzahl der Padel-Spieler immer noch überschaubar ist. Einerseits sind die Betreiber der Anlagen sehr engagiert. Andererseits kennen die vielen spanischen und südamerikanischen Zuwanderer in Berlin den Sport aus ihrer Kindheit und aus ihrer Jugend. Ein schöner Nebeneffekt in Sachen Integration: Einige deutsch-spanische Gruppen, die sich beim Padeln kennenlernen, finden sich dann auch am Tandem-Stammtisch wieder.

Was könnte sich eine Stadt wie Berlin von einem Padel-Tennis-Vorreiter wie Spanien abgucken?

Wir bräuchten Anlagen auf Flächen, an denen die Leute vorbei kommen und den Sport sehen. Etwa im Mauerpark, im Volkspark Friedrichshain oder auf dem Tempelhofer Feld. In Spanien und in südamerikanischen Ländern hat man Padel-Tennis städtebaulich berücksichtigt. Dort hat mancherorts jeder Wohnblock eine Padel-Anlage.

Sie haben selbst als Kind Tennis gespielt. Denken Sie heute, wenn Sie im Padel-Tennis-Käfig stehen, manchmal wehmütig an Ihre Tennis-Zeiten zurück?

„Wer sich profilieren möchte, der scheitert im Padel-Tennis“

Nein, Padel-Tennis ist ein spektakulärer Sport, der sehr viel Spaß macht. Dadurch, dass die Wände rund um den Platz die Schläge des Gegners entschärfen, kommt es zu langen Ballwechseln. Insgesamt wird sehr viel taktiert. So entpuppt sich ein eigener Schmetterball, der an der Rückwand abprallt, häufig als Nachteil. Ein weiterer Unterschied zu anderen Rückschlagsportarten: Man spielt normalerweise zwei gegen zwei. Wer sich profilieren möchte, der scheitert im Padel-Tennis. Erfolg hast du nur, wenn es dir gelingt, dich mit deinem Partner abzustimmen. Dafür benötigst du eine gewisse Gelassenheit.

Was ist anders als beim Tennis?

Anders als im Tennis kommen auch bei Anfängern lange Ballwechsel zustande. Dadurch, dass der Schläger kürzer ist und man technisch nicht die optimalen Anforderungen erfüllen muss, hat man viel schneller erste Erfolgserlebnisse.

Welche Tipps haben Sie denn für Spieler, die in den Sport hineinschnuppern möchten?

Padel-Tennis kurz und knapp

Worum geht’s bei Padel-Tennis? Zwei Doppel stehen sich wie beim Tennis gegenüber – Platz und Schläger sind aber kleiner. Der eigentliche Clou: Umgeben ist der Platz von einer Wand. Prallt er von dort ab, bleibt er im Spiel.

Wer ist dabei? Viele Spanier und Südamerikaner – dort ist Padel-Tennis Volkssport.

Wo geht’s ab? Die Berlinliga findet sowohl bei Padel Berlin (nähe Ostkreuz, www.padelberlin.de) als auch beim Padel Club Berlin (Johannisthal) statt, der auch internationale Turniere um Weltranglisten-Punkte veranstaltet (www.padelclubberlin.de).

Was braucht es dafür? Vier Spieler, vier Schläger, einen Ball, einen Padel-Käfig und jede Menge Gelassenheit.

Was bringt’s? Einzelsportler lernen Teamgeist.

Am besten sollten sie schnell einen festen Partner und eine Gruppe mit einem etwa gleichen Niveau finden, dafür haben wir extra eine Spielervermittlung eingerichtet. Eine feste Gruppe erleichtert es ungemein, Spieltermine anzusetzen. Außerdem wollen viele Neulinge schnell um Punkte spielen. Ich empfehle dagegen, die Bälle erst mal nicht unkontrolliert hin- und herzuknallen. Wichtiger ist es, ein Gefühl für den Ball zu bekommen und ihn im Zweifelsfall lieber einmal mehr ins gegnerische Feld zu spielen.

Welches sind Ihre persönlichen Ziele für die kommenden Monate?

Aktuell bin ich heiß darauf, für die Nationalmannschaft zu spielen und bei der Weltmeisterschaft 2016 in Rio teilzunehmen. Mein Problem ist, dass ich derzeit keinen festen Partner habe. Für mich ist es schon ein Höhepunkt, gegen die internationalen Top-Stars zu spielen, auch wenn die Kluft zu den Profis aus Argentinien und Spanien immens ist. Augenzwinkernd bezeichnen die unser Spiel noch als „Barbecue-Padeln“.

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