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Heidelberger Märchen

„Das Leben der Philosophen“ erzählt launig von Studentenhengsten und Busenfreunden (20.40 Uhr, Arte)

Ausgerechnet Volkskunde! Wer schreibt sich dafür schon ein? Pablo, schlaffer Student, notorischer Laberkopf, Weintrinker, Flausenausdenker, gutmütiger Verlierertyp, sympathisch und nervig wie Woody Allen, ist Volkskundestudent in Heidelberg. Und anstatt zu unchristlichen Zeiten an Grabungsstätten zu schwitzen, hockt er lieber mit seinen Busenfreunden Scott und Amundsen alkoholisiert vor dem Computer im Wohnheim und schreibt ein never ending Drehbuch – natürlich über drei Alter Egos, Kriminologen, die Mordfälle lösen statt sich mit Alltagswidrigkeiten herumzuschlagen.

Doch Pablos Freundin, die patente Caitlin, will sein Luschentum irgendwann nicht mehr unterstützen, und auch bei Scott und Amundsen brennt die Lunte: Amundsens Freundin will ihn mit Selbstmordabsichten an sich binden, Scott sucht noch nach dem Mut, um seinen Schwarm anzusprechen – dem moppeligen Rothaarigen fehlt es an Selbstbewusstsein.

Holger Haases Debütfilm nach einem Drehbuch von Patrick Gurris schlägt mitten hinein ins Studentenleben, in die Welt der Bierbadewannen, der Hausarbeiten und der Erstsemesterpartys. In Heidelbergs kopfsteingepflasterten Märchengassen stolpern die Helden in Kneipen, um sich dort als Studentenhengste zu beweisen – es wird gesoffen, geflirtet und schwer gelitten, und jede oder jeder Ex- und Noch-Studierende kennt die schwierige Entscheidung zwischen Weiterfeiern und der Frühvorlesung am Morgen.

Die Inszenierung des inneren Schweinehunds ist Haase prima gelungen – sein Trio Infernale aus den Herren Trottelig, Schüchtern und Skrupellos bietet Identifikation für ein ganzes Matrikel, und die Geschichte ist mit erfrischenden Witzen und realistischer Larmoyanz erzählt. Auch wenn Haase und dem Autor Gurris am Ende die Parallelwelt (die ganz in Schwarzweiß gehaltene Krimistory) ein wenig zu dick gerät und die Verschränkungen von Schein und Sein so gewollt wirken, dass man tatsächlich einen Drehbuchautor bei den Bemühungen um ein originelles Skript schwitzen zu sehen meint, ist der Film größtenteils amüsant und spaßig.

Christian Näthe als Pablo gibt seiner Figur durch quengelige Tonlage, jugendliche Geheimratsecken und keine Angst vorm Doofaussehen die nötige Nervigkeit, Oliver Bröcker spielt den tumben, aber lieben Scott herzerweichend, und Josef Heynert kommt als bebrillter Frauenheld Amundsen smart genug rüber, dass man ihm das wilde Knutschen in einer Barecke abnimmt. Ein paar hübsche Ideen wie das lautlose Kommunizieren auf den T-Shirts von Pablos Lieblingskommilitonin („Nimm mich!“) runden alles ab. Die Frage ist nur: Was will die nette Braut mit dem Langeweiler? JENNI ZYLKA

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