JUGENDHILFE Eine "Bremer Erklärung" kritisiert den Umgang mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen: Post an die Sozialsenatorin
Neben über 30 Trägern, Verbänden und Organisationen haben zahlreiche Einzelpersonen eine „Bremer Erklärung“ unterzeichnet, die den Umgang mit jugendlichen Flüchtlingen in Bremen kritisiert und am gestrigen Freitag an die Sozialsenatorin und die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen geschickt wurde.
Fast 150 Menschen hatten Mitte Juni in einem vom Flüchtlingsrat und dem Arbeitskreis kritische Sozialarbeit (AK) gemeinsam mit Refugio, dem Bremer Bündnis Soziale Arbeit und dem Bremer Institut für Soziale Arbeit und Entwicklung organisierten Fachtag Kernpunkte für die Erklärung erarbeitet.
Anders als eine im Mai online gestellte, öffentliche Petition, die sich gegen die von rotgrün geplante, geschlossene Unterbringung auffällig gewordener minderjähriger Flüchtlinge wendet (taz berichtete), fordert die „Bremer Erklärung“ darüber hinaus auch einen grundsätzlich anderen Umgang mit jugendlichen Flüchtlingen.
So heißt es dort, dass deren Alter ausschließlich auf Basis der Angaben der Jugendlichen selbst festgesetzt werden dürfe, „aufgrund fehlender fachlich anerkannter Methodik zur Alterseinschätzung und zur Vermeidung von individueller oder politischer Einflussnahme.“
Die Erklärung richtet sich außerdem gegen die Umverteilung Minderjähriger auf andere Bundesländer nach dem „Königsteiner Schlüssel“. Statt dessen fordern die UnterzeichnerInnen die Gewährleistung „qualitativ angemessener Plätze zur Inobhutnahme und jugendhilfegerechte Unterbringung“ sowie „Rechtsansprüche auf angemessene Betreuungsschlüssel, qualifiziertes Personal und Zugang zu Bildung, Ausbildung und Spracherwerb.“
Die Erklärung sei gemeinsam mit einem „offenen Gesprächsangebot“ an die politisch Verantwortlichen gegangen, sagt Mark Millies vom Bremer Flüchtlingsrat. Dass viele Verbände und Organisationen unterzeichnet haben – neben Flüchtlingsinis, Fachbereichen und Instituten sind auch die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit und Die Innere Mission darunter – „spricht für einen großen Konsens, der aus einer intensiven fachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema resultiert.“ schn
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