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Kolumne Aufgeschreckte CouchpotatoesAllerlei aus der ganzen Welt

Edith Kresta
Kolumne
von Edith Kresta

Der Torbogen aus Mumbai, das Slumdog Millionair Butter Chicken aus Indien, der Burger aus den Staaten, dazu Ofenkartoffeln - eine Restaurantkritik.

Veredelte Burger im Angebot. Foto: foto: imago/ZUMA Press

N eulich in Konstanz. Eigentlich zum beschaulichen Wandern rund um den See, doch dann fand ich mich auf einer „kulinarischen Weltreise“ wieder. Im Holly’s. Das klingt irgendwie nach Holiday, fröhlich, hip. Das loftartige, durchgestylte Lokal mit großer Gartenterrasse am angesagten Konstanzer Seerhein brummt: Lust-und-Laune-Menschen, Jung und Alt, große Familien, feingemachte Frauengruppen, gegelte Krawattenträger, schluffige Studenten, flirtende Verliebte. So bunt gemischt wie das Publikum ist auch die Inneneinrichtung und die Speisekarte des Holly’s.

Der Torbogen im Eingangsbereich soll aus Mumbai stammen. Das große Fenster zur Küche aus einer alten Bulldogfabrik in Tschechien und die Decke soll einst ein Teil des Bahnhofs von Kuala Lumpur gewesen sein. Vintage global. Die unterschiedlichen Tische sind aus Teakholz und können genauso von den Gästen gekauft werden, wie Torbogen, Vasen, Stühle, Sofas. Mit dem Preisschild unterm Hintern – der Stuhl auf dem ich sitze kostet schlappe 400 Euro – fühlt man sich ein bisschen verirrt. Vielleicht ist es doch nur ein internationaler Antiquitätenshop? Aber den gibt es separat dazu, gleich neben dem Restaurant.

Auf der Speisekarte findet sich alles, was sich in weltoffene deutsche Haushalte so eingeschlichen hat: Slumdog Millionair Butter Chicken, Currys, Chilis, Burger, Steaks, Pasta, und als heimatliches Zugeständnis: Ofenkartoffeln und Flammkuchen. Geliefert wird das Essen direkt vom Caterer, der Honig statt Süßstoff und Kaffir-Limetten statt Aromastoffe verwendet. Eine Küche für den weltverwöhnten Durchschnittsgeschmack. Wenn die Rechnung der Betreiber aufgeht, soll Holly’s mit Franchising Karriere machen. So was wie ein deutscher McDonald’s für Welterfahrene.

Der klassische Flammkuchen war allerdings trocken und fad. Er schmeckt in jeder Konstanzer Altstadtkneipe besser. Manchmal ist weniger doch mehr. Nur der Torbogen aus Mumbai geht mir nicht aus dem Kopf. Fragt sich nur, wohin damit?

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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