: Ein Kuhhandel mit Grundrechten
Flüchtlinge CDU und CSU fordern den Bund auf, Albanien, Kosovo und Montenegro als „sicher“ einzustufen. Städtetag warnt vor Panikmache
Städtetag-Geschäftsführer Stephan Articus
Bis einschließlich Juni stammten etwa 50.000 der insgesamt rund 160.000 Menschen, die in Deutschland einen ersten Asylantrag stellten, aus Albanien, dem Kosovo oder Montenegro.
Kritik an der Einstufung von Herkunftsländern der Flüchtlinge kam von den Grünen. „Herkunftsländer können nicht einfach nach politischer Laune für sicher erklärt werden“, erklärte ihr Innenexperte Volker Beck. Am Montag hatte sich SPD-Vize Thomas Schäfer-Gümbel offen für eine Ausweitung der Liste der sicheren Herkunftsstaaten gezeigt. Zugleich hatte er die Union aufgefordert, sich beim von der SPD gewünschten Einwanderungsgesetz zu bewegen. „Das ist ein Kuhhandel mit Grundrechten“, erklärte Beck. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann signalisierte hingegen Zustimmung.
Der Deutsche Städtetag wandte sich derweil gegen eine Dramatisierung der Lage in den Kommunen. „Es wird vor Ort immer schwieriger, die Provisorien werden häufiger, aber einen Kollaps sehe ich nicht auf uns zukommen“, sagte Städtetag-Geschäftsführer Stephan Articus.
Articus reagierte auf Äußerungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der angesichts des Anstiegs der Flüchtlingszahlen intern angeblich vor einem „Kollaps“ des Aufnahmesystems für Asylbewerber gewarnt hatte. „Wir sind ein Land mit sehr viel Potenzial, auch ungewöhnliche Situationen zu meistern. Panikmache hilft dabei nicht, das sieht der Bundesinnenminister sicher genauso“, sagte Articus. Es gelte weiterhin, dass die Städte bereit seien, Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten und politisch Verfolgte aufzunehmen.
Christian Jakob
Meinung + Diskussion
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