Harald Keller Der Wochenendkrimi : Lustvoll dargebotener Gewaltchic
Die Tote sitzt im Ried. Der Oberkörper aufrecht, die Augen geöffnet, die kastanienbraunen Haare wehen im Wind, das weinrote Kleid harmoniert mit der Farbe des Röhrichts. Die Sonne scheint, eine Ausnahme in der vierteiligen Krimireihe „Inspector Mathias – Mord in Wales“.
In den ersten drei Filmen bekam es der wortkarge, aus London ins „Hinterland“ – so der Originaltitel – umgesiedelte Tom Mathias mit Morden zu tun, bei denen die Schuldfrage über den engeren Täterkreis hinausreichte. Darunter Verbrechen, deren Ursachen in der jüngeren walisischen Geschichte zu suchen waren – Misshandlung und Ausbeutung von Waisen, Übergriffe gegen Kriegsgefangene während des Zweiten Weltkriegs. Der dritte Fall „Stille Wasser“, diesen Samstag noch einmal bei Eins Festival zu sehen, bot den Autoren Gelegenheit, über eine Charakterspiegelung mehr über Mathias preiszugeben, dessen Vorgeschichte sich vordem nur über Schlussfolgerungen vermittelte, in verzweifelten Blicken, irritierenden Wahrnehmungen, jähen Zornesausbrüchen.
Generell wird nicht viel gesprochen in diesen Geschichten. Tom Mathias ist in erster Linie ein sehr genauer Beobachter. Er sondiert die Details an den Auffindeorten, er studiert intensiv die Mimik von Zeugen und Verdächtigen. Die Zuschauer sind eingeladen, es ihm gleichzutun.
„Die Schöne im Moor“ beschließt den ersten Zyklus mit einer veränderten Ästhetik. Hier stellt der Täter sein Opfer aus – Regisseur und Produzent Ed Thomas tut dasselbe. Es ist dieser Gewaltchic, wie er in manchen skandinavischen Serien oder auch in „True Detective“ praktiziert wurde. Lustvoll dargeboten, wiederholt und in langen Einstellungen. „Die Schöne im Moor“ braucht diesen obszönen Oberflächenreiz. Das Drehbuch ist das schwächste der bisherigen Episoden.
„Inspector Mathias – Mord in Wales: Die Schöne im Moor“; So., 21.45 Uhr, Das Erste
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