Anna Klöpper Der Wochenendkrimi : Der Kommissar und das Dorf
Schafe, staubige Schotterpisten, wortkarge Eingeborene auf Kaninchenjagd: Die Hauptstadt ist ganz schön weit weg an der walisischen Westküste des (immer noch) Vereinigten Königreichs. Und das gilt bei dieser Krimiserie, die seit 2013 in Großbritannien läuft und nun auch im ZDF, nicht nur im Hinblick auf Geografie oder Lebenswelten.
„Inspector Mathias“ lief zuerst auf einem regionalen Fernsehsender – komplett auf Walisisch. Ein Jahr später zeigte die BBC die Serie auf Englisch, einige Dialoge beließ man allerdings in der keltischen Sprache. Ein Novum, und ein Statement: So richtig haben sich die Waliser, wie auch die renitenten Schotten mit ihrem Unabhängigkeitsreferendum, eben nie von den Angelsachsen erobern lassen. Ab und an kriegt man aber auch gemeinsam etwas wirklich Schönes zustande: „Inspector Mathias“ ist längst nicht so verschnarchter Inselkitsch im Landhausstil wie die Kollegen Barnaby oder Lewis, ebenfalls im ZDF unterwegs.
„Stille Wasser“ handelt von einem Außenseiter. Die Leiche eines Mannes wird in einem stillgelegten Steinbruch gefunden. Schnell haben die Dörfler den Einsiedler Wyn Bratton (Matthew Gravelle) zum Täter auserkoren. „Von uns war’s keiner.“ – „Hier im Dorf würde niemand so etwas tun“, erklären sie Kommissar Tom Mathias (Richard Harrington). Der hat da allerdings seine Zweifel – vielleicht auch, weil er als notorischer Einzelkämpfer selbst wie ein Fremdkörper auf die festgefügte Dorfgemeinschaft trifft. Der Einsiedler und die Meute, der Kommissar und das Dorf.
Großartig dazu die ambivalenten Landschaftsbilder, mal pittoresk, mal „Bonjour tristesse“, die die Kamera von Richard Stoddard („Downtown Abbey“) einfängt. Hinter jedem schönen Postkartenpanorama, so meint man, verbirgt sich auch eine leise Reisewarnung.
„Inspector Mathias – Mord in Wales“: „Stille Wasser“; So., 21.45 Uhr, ARD
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