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Web-Magazin über weibliche VorbilderMehr Role-Models!

Das Web-Magazin „roleUP!“ portraitiert in kurzen Videos weibliche Vorbilder – auch leise und nerdige. Gerade wird für neue Folgen gecrowdfundet.

Stephanie fährt Bergeinrad. Das Webvideo-Magazin „roleUP!“ hat die Sportlerin einen Tag lang begleitet. Foto: roleUP

Ein weibliches Vorbild, wer ist das eigentlich? Eine Frau, die beliebt ist? Selbstsicher? Attraktiv? Die Hamburger Filmemacherinnen Frauke Vogel und Susanne Harnisch finden, es sollte mehr Auswahl geben. „Denn in den Medien wird zu oft die gleiche Sorte Frau – weiß, blond, mittelständisch, erfolgreich – abgebildet“, sagt Harnisch.

In ihrem Webvideo-Magazin „roleUP!“ erweitern sie den Vorbild-Begriff deshalb, um nerdige oder schüchterne Frauen etwa. Um Frauen, die Mountainbike-Einrad fahren oder Medienkunst-Installationen bauen. Die bisherigen Filmporträts von „roleUP!“ stellen Frauen aus der Kreativszene vor, die 1,40 Meter große Poetry-Slammerin Ninia LaGrande zum Beispiel. Zukünftig sollen auch Role-Models aus den Feldern Sport und Wissenschaft porträtiert werden. „Frauen in diesen Bereichen haben häufig Hemmungen, weil ihnen Vorbilder fehlen“, sagt Vogel.

Jedes Porträt ist fünf Minuten lang. Gerade haben die Filmemacherinnen die Plus-Size-Modebloggerin Katrin Lange begleitet. 24 Stunden. Im Beruf und im Alltag. „Weil eben auch Vorbilder mal zum Supermarkt gehen“, sagt Harnisch. Auf die Art entstehe Nähe, die Zuschauer_innen könnten sich besser identifizieren. Und was macht Lange für Vogel zum Vorbild? „Sie ist eine der ersten, die so einen Blog in Deutschland gegründet hat und zeigt: Mode ist für alle da!“

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Ninia LaGrande auf „roleUP!“

Eine Frau mit Hornbrille
Eine Frau mit Hornbrille

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Die Clips geben nur einen Einblick. Für Begleittexte, die über die berufliche und soziale Situation der Frauen aufklären, fehlen noch die Mittel. Dafür crowdfunden Vogel und Harnisch: 6.000 Euro müssen bis zum 15. Juli zusammenkommen, um sieben weitere Folgen zu ermöglichen. Mit einem Unterstützer_innen-Paket für 15 Euro sichert man weitere „roleUP!“-Porträts, auch für Menschen, die sich eine Unterstützung nicht leisten können. Denn eine Bezahlschranke gibt es nicht. Die Videos sind frei zugänglich, damit jede ihr Vorbild finden kann.

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4 Kommentare

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  • In Deutschland und Europa von "weißen" zu reden, ist wenig hilfreich, sondern unfreiwillig komisch.

     

    Das hört sich immer so an, als hätte die Person einen Text aus den USA wörtwörtlich kopiert. In Übersee mag es sinnvoll sein, von "weißen" zu reden, in Deutschland wo 0,5 Prozent der Bevölkerung Schwarzafrikaner sind, ergibt das wenig Sinn und zieht es nur ins lächerliche.

     

    Niemand würde etwa Griechen, Rumänen, Italiener, Spanier oder Türken als "Nicht-Weiße" oder gar "Schwarze" bezeichnen. Hier sollte eine andere Bezeichnung zur Abgrenzung verwendet werden. Und nicht nur Deutsche sind weiße, es gibt auch weiße Südafrikaner.

    • @tazzy:

      Mir scheint, die explizite Erwähnung der Eigenschaften "weiß" und "blond" ist nicht das einzig "unfreiwillig komisch[e]" an der Idee der Möchtegern-Model-Agentur Vogel & Harnisch. Lustig finde ich auch den Gedanken, Menschen, die nicht auf die eine oder andere Art "erfolgreich" sind, könnten andere Leute zur Nachahmung anregen. Und wie das Adjektiv "mittelständisch" in die Aufzählung passt, erschließt sich mir gleich gar nicht. Mittelständig fühlen sich die meisten Leute doch schon selbst. Das Wort wurde früher für kleine und mittlere Unternehmen verwendet und steht nicht umsonst neuerdings gleichberechtigt neben dem Wort Mittelschicht.

       

      Wer will denn heute noch in die Mitte? Ich meine: Abgesehen von der wahlkämpfenden SPD, die sich allerdings abseits ihrer Wahlwerbung dann doch lieber an Menschen ausrichtet, von denen sie annimmt, sie wären ganz weit oben...

  • Aha. Frauke Vogel und Susanne Harnisch finden also, es sollte mehr Auswahl geben. Mehr Auswahl, die sie selbst für andere treffen wollen. Deswegen sollen völlig fremde Leute den beiden bis Mittwoch 6.000 Euro schenken.

     

    Ja ist denn heut' schon Weihnachten? Wieso sollten Erwachsene, die Geld verschenken können, ausgerechnet Vogel und Harnisch brauchen um sich zu orientieren? Solche Leute glauben doch höchstens, es gäbe andere, viel dümmere Menschen, die solche "Hilfe" nötig haben. Wieso sollten sie diese Leute ausgerechnet "auf den Feldern Sport und Wissenschaft" vermuten?

     

    Auf beiden Feldern ist die Konkurrenz das wesentlichste Element. Das sieht man mit geschlossenen Augen. Wer Hemmungen hat, der steigt erst gar nicht ein auf diesen Gebieten. Außerdem kann gerade in der Wissenschaft oder im Sport das, was gestern noch als "richtungweisendes und idealisiertes Muster" (Wiki) gelten konnte, morgen schon vollkommen over sein und out. Wer je das Pech hatte, sein Selbstbild an ein gestürztes Ideal gekettet zu haben, der weiß, was das bedeuten kann für den Gefühlshaushalt.

     

    Wieso also sollten erwachsene Frauen mit einiger Lebenserfahrung dieses Risiko eingehen? In unseren Stadien stehen ja mitunter halbe Kinder rum, die offenkundig überfordert sind mit der Aufgabe des Botschafters der Nation. In unseren Laboren und Hörsälen aber arbeiten eher Menschen über 30. Da wird das Neue nicht aus Körperkraft und Schnelligkeit (und ein paar Spritzen und Tabletten) gemacht, sondern aus Verstand und Wissen. Wäre es da nicht viel sinnvoller, die 6.000 Euro gingen an Leute, die Alternativen zur konservativen Idee des "Role-Models" entwerfen? Alternativen, die Frauen nicht vorschreiben, an welchen handverlesenen "großen" Leuten der Vergangenheit sie sich und ihr Handeln in Zukunft auszurichten haben?

     

    Na, vielleicht ist das für Fans (und Opfer) des Prinzips Vorbilds ja zu revolutionär. Lieber wieder weiß, blond und mittelständig. Hauptsache: Erfolg.

  • Ein Mangel an weiblichen Vorbildern gab es lange Zeit. Inzwischen hat sich das geändert - nur ist das in den Köpfen der Verantwortlichen noch nicht angekommen. So wird das gefördert, was nicht mehr gefördert werden müsste.

    Dagegen gibt es ein Mangel an positiven neuen männlichen Vorbildern. Männerbilder sind negativ besetzt und es fehlen neue Männervorbilder. Die Folge sind Jungen, die entweder den alten Haudrauf-Männern nacheifern oder orientierungslos sind.

    Von der Managerin, der Athletin über Mutter und Grossmutter sind die weiblichen Rollen positiv besetzt. Mädchen haben da eher die Qual der Wahl (was auch nicht einfach ist). Wenn Gleichstellung sich nicht darin erschöpfen soll, möglichst viele Privilegien als Kompensation zu erhalten, so sollten gerade Feminist_innen ein Interesse daran haben Jungen positive neue Männervorbilder zu geben. Denn jeder Vater der zu Hause bleibt oder Teilzeit arbeitet ermöglicht es einer Frau Karriere zu machen - besser und gerechter als jede Quote.