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40 Jahre Sammlers Glück

JUBILÄUM Das Label Bear Family Records feiert seinen Geburtstag mit viel Rockabilly, Folk und Country auf der Breminale und einem Tag der offenen Tür. Eine Würdigung

Bear Family dokumentierte den Country-Urknall grammyverdächtig. Inzwischen erinnert ein Museum in Bristol an das Ereignis   Foto: Andreas Schnell

von Andreas Schnell

Nein, man kam einfach nicht drumherum, damals, selbst als kleiner Pöks nicht, wenn man sich für Country interessierte: Bear Family Records war eine Instanz für Freunde und Freundinnen des Schönen, Echten und Guten, als Country in Deutschland noch vor allem ein Missverständnis war, gespeist aus schlagernden Anverwandlungen wie Truck Stop, aber auch aus „Western von gestern“, wo „singende Cowboys“ wie Gene Autry und Roy Rogers mit der Gitarre vorm blümchenweißen Cowboy-Hemd über die Prärie ritten. Was, also das Missverständnis, vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass heute der englischsprachige Wikipedia-Eintrag zu Bear Family Records länger ist als der doch recht lapidare deutschsprachige.

Außer Johnny Cash ging jedenfalls damals nicht viel für Country-Fans im hiesigen medialen Mainstream. Und, insofern hatten Truck Stop doch recht, AFN, wo es mehrere Stunden Country in der Woche gab, war zumindest hier oben im Norden weit weg. Derweil haute Richard Weize, der Bear Family Records 1975 ins Leben gerufen hatte, eine erlesene Sammlung nach der anderen auf den Markt, keineswegs nur Country, aber eben auch und nicht zuletzt. Wobei die Rezeption seiner Veröffentlichungen sich nicht auf den deutschen Markt beschränkte: Auch in der Country-Metropole Nashville, Tennessee, konnte man seine Veröffentlichungen erstehen, auf dem Broadway in Ernest Tubbs Plattenladen.

Es gab eben auch kaum jemanden, der so akribisch kompilierte und dokumentierte wie Weize: Einmal versammelte er auf sieben CDs 195 verschiedene Aufnahmen von „Lili Marleen“, ein anderes Mal gab er das Gesamtwerk des samtweichen und nebenbei bemerkt in Nigeria bis heute immens populären Country-Sängers Jim ­Reeves heraus. Vor einigen Jahren erschienen schließlich die „Bristol Sessions“ bei Bear Family, die auf fünf CDs und mit umfangreichem Begleitheft jene legendären Aufnahmen dokumentierten, die heute als Urknall der Country-Musik gelten. Im Sommer 1927 war ein gewisser Ralph Peer nach Bristol, das auf der Grenze zwischen Tennessee und Virginia liegt, gereist, um Musiker wie Ernest Stoneman, Jimmie Rodgers und die Carter Family aufzunehmen. Die Carters und Jimmie Rodgers wurden die ersten Stars der Country-Szene.

Die „Bristol Sessions“ wurden 2011 für einen Grammy in der Kategorie „Bestes historisches Album“ nominiert. Erst im vergangenen Jahr eröffnete übrigens in Bristol im Gedenken an jene historischen Aufnahmen das „Birthplace of Country Music Museum“ – Weize war den Amerikanern gleichsam um ein paar Jahre zuvorgekommen.

„Während meine Generation sich Platten hinstellte, wird Musik heute downgeloaded“

Richard Weize

Dass man für die CD-Box heute 110,15 Euro hinblättert, wirkt in Zeiten von Streamingdiensten indes ein bisschen anachronistisch. Was Weize natürlich weiß. Der taz erzählte er seinerzeit im Vorfeld der Grammy-Verleihung, bei der Bear Family leider leer ausging: „Während meine Generation und vielleicht noch die danach sich Platten hinstellte, wird Musik heute downgeloaded, es wird ein Titel übernommen. Heute interessiert man sich nur noch auf einer Event-Ebene.“ Was ein gutes Stichwort ist: Auf dem beliebten Event „Breminale“ feiert Bear Family seinen 40. Geburtstag, Anfang September gibt es dann einen Tag der offenen Tür in Holste-Oldendorf, wo das einst in Bremen gegründete Unternehmen zum Stöbern einlädt. Event und Sammlerei lässt sich hervorragend verbinden.

Mit dem 40. Geburtstag geht übrigens eine Ära zu Ende. Weize hat das Unternehmen an zwei neue Inhaber übergeben, bleibt aber als Berater an Bord. Hoffentlich noch lange.

Samstag (heute) ab 18.30 Uhr, Baronesse-Zelt auf der Breminale

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