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Gebremster Enthusiasmus

Debatte In Babelsberg diskutiert man die Frage, ob man Filmhochschulen nicht auch hassen sollte

Die vornehm „Alumni“ Genannten der Filmhochschule Potsdam haben am Donnerstag eine Grundsatzdiskussion organisiert zum Thema „10 Gründe, warum ich Filmhochschulen hasse“. Die Fahrt zur Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf dauert ungefähr eine Stunde. Die Uni ist ein witziges Gebäude mit viel Beton und architektonischen Gadgets.

Vor dem Theatersaal steht ein kleines Buffet mit Kaffee, Früchten, Kuchen und Bier. Im Saal auf der Bühne stehen rote Drehsessel mit Glitter. Die Studenten sehen normal aus und begrüßen einander mit „Hallo, Guten Tag.“

Jan Krüger, ein Regisseur der Berliner Schule, moderiert die Runde: Professor Martin Hagemann hat viele schöne Filme produziert und lehrt in Babelsberg Filmproduktion. Janine Pätzold studiert Kamera im zweiten Jahr. Robert Hofmann ist Schauspieler und Deutschlands erfolgreichster YouTuber für Filmkritik. Katinka Narjes ist Regisseurin und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Aelrun Goette ist Alumna der Postdamer Filmhochschule und Grimme-Preis-Tägerin. Ben Harris schließlich kommt von der University of California in Los Angeles.

Jan Krüger sagt einleitend, dass er „diesen Laden“ zum ersten Mal seit sechs Jahren betrete und dabei auch „Hassgefühle“ verspüre. Gleichzeitig findet er die Filmhochschule aber auch gut, sonst wäre er ja nicht hier. Professor Hagemann erinnert sich an das Motto seiner ersten Produktionsfirmen: „Niemals arbeiten wir mit Filmstudenten.“ Weil alle Filmstudenten aus so tollen Verhältnissen kämen.

Janine Pätzold studiert gerne, lehnt aber das herrschende Bachelorsystem ab. Der gut gelaunte YouTuber Robert Hofmann hatte sich einmal in Potsdam beworben, aber nie eine Antwort bekommen. Er moniert, dass zu wenig mit Internet an den Filmhochschulen sei.

Aelrun Goette erinnert sich, wie man hier zum ersten Mal reinkam und sogleich das Gefühl hatte, alle Energie gehe wieder raus. Das sei doch komisch: Die Studenten sind auserwählt worden für dieses elitäre Studium, „und allen geht es schlecht“. Im sonnigen Kalifornien sei es ähnlich, berichtet Ben Harris, und das Studium an seiner Filmhochschule koste 25.000 Dollar im Jahr.

Die Eingangsfrage – „warum ich Filmhochschulen hasse“ – ist rhetorisch. Niemand hier tut das tatsächlich. So spricht man über die üblichen Kunsthochschulthemen: Ist die Filmhochschule ein Paralleluniversum, und ist das gut oder nicht? Sollen die Studenten im geschützten Raum studieren, oder soll das Studium „total an den Markt angeschlossen werden?“, wie der YouTuber meint.

Professor Hagemann betont den Zusammenarbeitscharakter des Filmschaffens. Im Studium solle es vor allem darum gehen, die Studierenden zur Zusammenarbeit zu bringen. Das sei auch wichtig, wegen der ganzen Vereinzelung, die in den letzten 20 Jahren stattgefunden habe. Aelrun Goette findet die Spezialisierung gut und sagt Sachen wie „Das Glück trifft den vorbereiteten Geist“. Eine Studentin sagt, die Uni sei tot. Und: „Was kann man hier lernen? – Angeberei!“

Nach zweieinhalb Stunden ist die interessante Diskussion vorbei. Auf dem Rückweg rede ich noch ein wenig mit Jakob Lass, dem jungen Regisseur des schönen Films „Love Steaks“. Er erinnert sich daran, wie sein Jahrgang an der Filmhochschule begrüßt wurde, wie die Dozenten den en­thusiastischen Studenten prophezeiten, dass sie mit ihrem Studium sicher nie was werden würden. Genau so hatten uns unsere Dozenten auch an der FU begrüßt. Detlef Kuhlbrodt

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