DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Das gute Plastik
Edward Bernays erkannte bereits in den 1920er Jahren, dass sich Produkte leichter verkaufen lassen, wenn sie mit Emotionen verbunden werden. „Greenwashing“ bezeichnet man etwa die Strategie, die durch PR-Maßnahmen den Konsumenten die Umweltfreundlichkeit des Produkts suggerieren soll. Ökologisch kaufen und die Welt retten, so einfach ist es.
Die ganze Welt retten will Adidas nicht. Aber die Ozeane. Der Sportartikelhersteller plant, einen Schuh herzustellen, der aus Plastikabfällen besteht, die die Meere verschmutzen. Die Aktion ist Teil einer größeren Kampagne, die gemeinsam mit der Umweltschutzinitiative Parley for the Oceans ins Leben gerufen wurde. „Eine Herzensangelegenheit“, wie Adidas verlauten ließ.
Die Aktion kommt dem Konzern gerade recht. Adidas genießt nicht nur in Sachen Produktnachhaltigkeit keinen besonders guten Ruf. Doch auch der neue Schuh ist nicht unumstritten: Umweltschützer kritisieren den ökologischen Fußabdruck, welcher die Produktion solcher Ozean-Kleidungsstücke hinterlässt. Adidas will zwar die Sammlung von Plastik in den Ozeanen über die Kampagne hinaus unterstützen. Doch soll der Umweltschutz und die Reinigung von Ozeanen wirklich vom Goodwill profitorientierter Unternehmen abhängen?
„Wir müssen es für Unternehmen lukrativer machen, die Ozeane und die Natur zu schützen, als sie zu zerstören“, sagte ein Sprecher von Parley for the Oceans. Die Organisation will nun eine neue Art von Plastik entwickeln, die weniger umweltschädlich ist. Doch dafür braucht man Adidas nicht. Denn die tun Gutes, sprechen darüber und verdienen sich eine goldene Nase damit. MAF
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