Die Wahrheit: „Eine royale Gauklertruppe!“
Das lange Wahrheit-Interview: Sämtliche Geheimnisse der Queen kennt Nigel Schneider-Wells, der Gründer der Internet-Plattform Lissyleaks.
Bis zum heutigen Freitag weilt die britische Königin Elizabeth II. zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland. Seit ewigen Zeiten ist Her Majesty im royalen Geschäft. Und seit vielen Jahren beobachtet der Deutsch-Brite Nigel Schneider-Wells von Detmold aus die Monarchin. Er hat die Internetplattform Lissyleaks gegründet, auf der alle Mysterien offengelegt werden, die sich um „Lissy“, wie er die Queen nennt, ranken.
taz: Herr Schneider-Wells, wie kommt es, dass ein 28 Jahre junger Mann sich derart intensiv mit einer alten Dame wie der Queen beschäftigt?
Nigel Schneider-Wells: Das liegt an meiner Mutter, die mir an meinem dritten Geburtstag die Geschichte von der Bombe in der Handtasche erzählt hat.
Eine Bombe?! In der Handtasche der Queen?
Genau. Viele Menschen glauben ja, in der Handtasche der Queen sei Lippenstift oder Ähnliches. In Wirklichkeit aber ist dort eine Granate mit Fernzünder.
Und wofür soll die gut sein?
Wenn die Königin zum Beispiel von der IRA entführt werden sollte, explodiert die Granate in ihrer Handtasche.
Und diese Granate würde sie dann selbst auslösen oder wie?
Nigel Schneider-Wells kennt sämtliche Geheimnisse der Queen und ist Gründer der Internet-Plattform Lissyleaks.
Nein, nein, das würde dann ihre erste Kammerzofe tun. Das ist übrigens die einzige Aufgabe dieser Lady.
Die Queen in die Luft zu sprengen?
Nur im Fall der Fälle, wenn die Iren oder meinetwegen die Albaner sie kidnappen wollten.
Aber warum sollten denn ausgerechnet die Albaner Elizabeth II. hochgehen lassen?
Sehen Sie, sonst könnte sie eines ihrer unglaublich vielen Geheimnisse verraten – wie beispielsweise die Sache mit dem Sueskanal oder das mit ihrer offiziellen Doppelgängerin …
Wollen Sie etwa sagen, es gibt ein offizielles Double? Die Queen ist nicht echt?
Nein, nein, das sind alles billige Verschwörungstheorien. Aber die ursprüngliche Queen starb bereits 1966. Sie stammte aus Malta, hieß Emma Feltracci und war als gelernte Handschuhmacherin früh nach London gegangen. Meine Mutter hat sie noch kennengelernt, als sie die ausladenden Hüte mit den Blumen und den Federn entwarf, die Lissy in den siebziger Jahre in Ascot trug.
Moment mal, nicht so schnell! Was heißt „ursprüngliche Queen“?
Da müsste ich jetzt ganz weit ausholen, und wir müssten über die Sueskrise, Margaret Thatcher, die Rolling Stones und den Brand der Tribüne im Fußballstadion von Bradford City 1985 sprechen …
Langsam, langsam, kommen wir vielleicht erst noch einmal zurück zur Handtasche mit der Bombe. Woher wissen sie das eigentlich?
Von meiner Mutter. Mein Vater war bei der britischen Rheinarmee, stationiert in Mönchengladbach. Und nachdem meine Mutter, die früher Hauswartsfrau war, ihn geheiratet hatte, erfuhr sie einfach alles, was sie ansatzweise bereits in diversen Frauenzeitschriften beim Friseur oder Zahnarzt gelesen hatte. Mein Vater war zwar kein Offizier, aber hatte Insiderwissen und versorgte sie mit vollständigen Informationen. Viel geheimes Zeugs war dabei.
Wie das mit der Handtasche?
Ja, aber auch, dass die Queen Harfen sammelt. Ich traf sie da mal auf einem Antiquitätenmarkt im holländischen Venlo, wo sie auf der Suche nach schönen Harfen war. Ein Hobby, das sie von ihrem Vater, George VI., geerbt hat.
Sie haben Elizabeth II. schon einmal getroffen?
Ja, sogar zweimal. Einmal in Holland und das erste Mal in Las Vegas bei ihrer Hochzeit.
Die Queen hat in Las Vegas geheiratet?
Aber sicher, ihre zweite Trauung in derselben Kapelle wie damals Angelina Jolie und Billy Bob Thornton: Little Church of the West. Reverend Graham hat sie getraut. Aber sie wollte keinen Elvis und auch keinen Klingonen als Trauzeugen. Da ist sie konservativ.
Und wen hat sie dort geheiratet? Ist sie nicht mehr mit Prince Philip zusammen?
Der starb bereits 1977, im selben Jahr wie mein Vater. Sie heiratete dann 1989 einen Argentinier namens Jorge Valdes, ein Rinderbaron, schwerreich.
Reden wir immer noch von der Elizabeth Regina aus dem Hause Windsor? Aber 1989 waren sie doch erst zwei Jahre alt!
Sicher. Da war ich auf dem Arm meiner Mutter dabei. Den Gaucho hat sie damals genommen, weil sie Frieden stiften wollte zwischen Briten und Argentiniern genau wie zwischen Engländern und Iren, was sowohl der IRA als auch dem Palastadel nicht in den Kram passte, weshalb beide mehrere Attentate auf die Queen durchführen wollten, die aber alle vereitelt wurden. Deshalb auch die Bombe, damit nichts über diese Allianz herauskommt.
Die Bombe in der Handtasche sollte also Attentate verhindern? Und das hat Ihnen alles ihre Mutter erzählt?
Das tut sie immer noch. Seit fünfzig Jahren hat sie ihr Ohr am Puls des Hochadels, wie sie immer sagt. Sie arbeitet übrigens inzwischen für einen Fernsehsender: BörsenTV. Sie hat so, so viele Ereignisse richtig vorhergesagt, dass eine Menge Leute mit ihr richtig Geld gemacht haben.
Und Sie haben dann im Netz Lissyleaks gegründet. Verdienen Sie eigentlich damit Geld?
Vor zehn Jahren bin ich in das Internetbusiness eingestiegen, und es läuft ganz gut. Manchmal muss mir meine Mutter zwar noch etwas zuschießen, aber ich habe mein Auskommen. Es reicht, um die Queen auf vielen ihrer Reisen zu begleiten, seit ihr zweiter Mann Jorge tot ist.
Sie kennen sich also näher?
Man darf durchaus von einem nahezu intimen Verhältnis sprechen. Ich habe ihr so manche Harfe ans Herz gelegt, wenn Sie verstehen, was ich meine …
Aber, nur zum Verständnis, die britische Königin ist gerade mit ihrem Prinzgemahl in Deutschland unterwegs, der seit 1947 mit ihr verheiratet ist, wie es offiziell heißt. Wie passt das alles zusammen?
Das glauben auch nur sie, dass die beiden zusammen sind. Da könnte ich ihnen Geschichten erzählen. Die Queen und ihr Gefolge – das ist eine einzige royale Gauklertruppe. Von wegen „eine starke Schulter im Hintergrund“. Philip ist seit Jahren mit meiner Mutter liiert, sie ist schließlich eine gebürtige von Bronsfeld, ihre Vorfahren haben damals … – aber ich will nicht zu viel verraten, das könnte Probleme mit dem MI6 geben.
Mit dem britischen Geheimdienst?
Dem Auslandsgeheimdienst, um genau zu sein. Denken Sie an Lady Di. Das war ’ne Marke, kann ich Ihnen sagen. Den Tunnel in Paris hatte sie dennoch nicht verdient. Und Lissy kann nichts dafür. Das hat sie mir geschworen!
Aber haben Sie nicht eben gesagt, Prince Philip sei 1977 gestorben, wie kann er dann mit Ihrer Mutter …?
Am Denguefieber. Das hat er sich irgendwo in Afrika geholt. Oder war es Borneo? Jedenfalls ist er schon lange tot. Wir reden hier von Philip eins. Philip zwei muss seine traurige Rolle jetzt schon ziemlich lange durchhalten. Er ist das ärmste Schwein am Hof. Und wenn er manchmal seine dreckigen Witze vom Stapel lässt, dann kommt seine Herkunft zum Vorschein. Ein Pub-Besitzer aus Edinburgh ist er, der Phil, der alte Schluckspecht. Von wegen der Butler – er ist mein bester Informant.
Prince Philip der Zweite erzählt Ihnen also alles?
Nicht alles! Das über meine Mutter will ich gar nicht hören. Küsschen, hier, Schmuserchen da – das meiste ist doch eher widerlich, dieser Tratsch und Klatsch. Stoff für Trockenhaubentanten, wie ich immer sage.
Aber damit verdienen Sie schließlich Ihr Geld?
Irgendwie muss ich ja meine Miete bezahlen. Sonst wäre ich auf das Geld meiner Mutter angewiesen.
Nigel Schneider-Wells, wir danken Ihnen für das Gespräch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“