Kommentar: Harry Potters letzter Streich
Der Rummel um das letzte Potter-Buch nervt zwar schon jetzt, aber wer sechs Bände hinter sich hat, will eben doch wissen, wie es ausgeht. Dabei war nur die Hälfte der Bücher gut.
H arry Potter kommt zurück. Und die Kassen klingeln jetzt schon. Jeder will wissen, wie die Geschichte von J. K. Rowling ausgeht. Ich auch. Aber das ist auch der einzige Grund, warum ich noch ein letztes Mal zu einem Potter-Buch greifen werde. Es wäre ja blöd, sechs dicke Bücher zu lesen, um dann das Ende zu verpassen. Aber seien wir doch mal ehrlich; eigentlich war doch nur die Hälfte der Bücher wirklich gut. Der erste, der zweite und auch der fünfte Band waren echt genial. Schön abgerundete Geschichten mit Spannungsbogen, Höhepunkt und allem, was dazu gehört. Ich habe die Bücher nicht mehr aus der Hand gelegt.
Dann kam jedoch "Harry Potter und der Gefangene von Askaban". Das Buch hatte 471 Seiten, davon waren vier Fünftel Vorgeschichte. Leeres Erzählen über Schulstunden und andere Alltäglichkeiten wie fliegende Besen, sprechende Bilder oder Schokofrösche. Und am Ende kam dann alles auf einmal. Im Gegensatz zu dem vorangegangenen Potter war der vierte Band mit Informationen und Aktionen überladen. Die Quidditch-Weltmeisterschaft, das Turnier und dann noch Potters Begegnung mit Voldemort. Das gesamte Buch ein einziger Höhepunkt. Höhepunkte an sich sind gut, aber nicht, wenn sich die Geschichte die ganze Zeit auf der selben Spannungsebene bewegt. Man braucht Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen, worum es überhaupt geht. Dann muss die Spannung erst langsam und dann schneller ansteigen, bis zum Schluss. Erst so wird das Lesen zum Genuss.
"Harry Potter und der Halbblutprinz" ist auch nicht besser geworden. Das Buch dient nur dazu, die Handlungsstränge zusammenzuführen. Das wäre an sich nichts Schlechtes, aber es hätte noch eine eigene Geschichte gebraucht. Es bleibt auch noch so viel offen, dass der letzte Band entweder noch länger als der fünfte werden muss oder alles so gekürzt wird, dass es, wie der vierte Band, überladen wird. Falls dieses Buch wirklich das letzte der Reihe sein sollte, werden wir entweder viel zu lesen haben oder versuchen müssen, mit der Flut der Ereignisse umzugehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen