Iran: Der Robin Hood von Teheran

Der Exbürgermeister von Teheran, Gholamhussein Karbaschi, ist Herausgeber der Zeitung "Ham Mihan", die am Dienstag im Iran wegen "rechtlicher Probleme" verboten wurde.

Gholamhussein Karbaschi alias Robin Hood Bild: ap

Gholamhussein Karbaschi hat wiederholt schlechte Erfahrungen mit den iranischen Behörden gemacht. Am Dienstag gab er das Verbot seiner Zeitung Ham Mihan bekannt. Das reformorientierte Blatt war seit Mai als Nachfolgetitel einer im Jahr 2000 eingestellten kritischen Zeitung erschienen.

Der 54-jährige ehemalige Bürgermeister von Teheran blickt bereits auf mehrere Monate Haft zurück. Er wurde im April 1998 wegen angeblicher Korruption im Amt festgenommen. Während seines Prozesses sagte er, einige seiner Mitarbeiter seien unter Folter zu Geständnissen und Falschaussagen über ihn gezwungen worden. Karbaschi wurde unter anderem zu fünf Jahren Haft verurteilt, die später auf zwei reduziert wurden. Der Prozess wurde im Fernsehen und Radio übertragen und von Millionen von Iranern verfolgt. Ende Januar 2000 wurde Karbaschi vom religiösen Führer des Landes, Ali Chamenei, amnestiert.

Die Festnahme Karbaschis hatte teils gewalttätige Proteste ausgelöst. Seit 1989 stand er an der Spitze der iranischen Metropole und erfreute sich bei weiten Teilen der Bevölkerung großer Beliebtheit. Er verbesserte die Müllentsorgung, entwirrte den Verkehr durch Umgehungsstraßen und Fußgängerbrücken, ließ Kulturzentren und Sportanlagen auch in den armen Stadtviertel im Süden bauen. Und er war kein religiöser Hardliner.

Seine moderate Art und seine Vorliebe für westliche Maßanzüge stießen aber auch auf Kritik. Vor allem verärgerte er die einflussreichen Basarhändler, denen er Steuererhöhungen verpasste, um seine Projekte zu finanzieren. Dies trug ihm den Beinamen "Robin Hood von Teheran" ein.

Dabei hatte seine Karriere eher orthodox begonnen. In der den Schiiten heiligen Stadt Qom geboren, studierte er Theologie und schaffte es bis zum Hodschatolislam, einen Rang unter dem des Ajatollah. Dann wechselte er zur Mathematik. Seine Verehrung für Ajatollah Chomeini brachte ihn während des Schahregimes das erste Mal ins Gefängnis.

Nach dem Sturz des Monarchen 1979 machte ihn der Revolutionsführer zu seinem Vertreter bei der Gendarmerie und dann zum Fernsehchef. Erste Erfahrungen mit der Stadtverwaltung machte er ab 1981 als Bürgermeister von Isfahan, ehe er acht Jahre später unter dem damaligen Präsidenten Ali Akbar Haschemi Rafsandschani nach Teheran wechselte. Als dessen Amtszeit 1997 zu Ende ging, gab es Spekulationen, der Bürgermeister werde den Präsidenten beerben. Doch Karbaschi organisierte den Wahlkampf des Außenseiters Mohammed Chatami. Mit seinem überraschendem Wahlsieg begannen auch die Vorwürfe gegen den Bürgermeister.

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