Private Equity: Madonna leidet unterm Finanzinvestor

Kritiker Branche bekommen Argumentationshilfe: Eine führende Ratingagentur kritisiert private Finanzinvestoren. Ihr Beispiel: die Übernahme von Warner Music.

Private-Equity-Firmen verdienen auch bei Madonna mit Bild: ap

Die Ratingagentur Moodys äußert sich in einer neuen Studie besorgt über die Geschäftspraktiken privater Finanzinvestoren. Moodys - die Agentur bewertet vor allem die Kreditwürdigkeit von Unternehmen - kritisiert das gängige Geschäftsmodell kreditfinanzierter Firmenübernahmen der Private-Equity-Branche. Dabei kaufen diese andere Unternehmen und finanzieren den Preis meist mit Schulden, die dem gekauften Unternehmen angelastet werden.

Häufig würden die privaten Investoren einen Teil der Kredite auch dafür verwenden, sich schon nach kurzer Zeit Gewinne auszuschütten, bemängeln die Experten von Moodys. "Diese Praxis läuft den Interessen eines langfristigen Anlegers zuwider", heißt es in der Studie, die der taz vorliegt.

Die Fachleute von Moodys zweifeln auch daran, dass Private-Equity-Firmen mit einem längeren Zeithorizont investieren, als dies börsennotierte Unternehmen tun. Dieses Argument wird gerne von der Private-Equity-Branche verwendet: Sie behauptet, ihre Anlagestrategie sei längerfristig orientiert. Denn sie stehe nicht unter dem Druck, Quartalsberichte an der Börse vorlegen zu müssen. Doch in der Praxis, so erklärt Moodys, lasse sich diese Sichtweise nicht erhärten. Auch die These, Unternehmen im Besitz von Private-Equity-Firmen würden besser gemanagt als börsennotierte Firmen, sei nicht zu belegen.

Seit längerer Zeit sind die privaten Finanzinvestoren unter Druck, weil sie nach milliardenschweren Käufen einige Unternehmen bereits nach kurzer Zeit wieder verkauft haben. Dazu zählt etwa der Medienkonzern Warner Music, den unter anderem die Private Equity Investoren Bain Capital und Providence Equity im Jahr 2004 übernommen haben. Bei dem Konzern stehen Künstler wie Madonna, die Eagles oder Marius Müller-Westernhagen unter Vertrag. Die Experten von Moody's kritisieren, dass die neuen Besitzer das Unternehmen belasteten, indem sie sich innerhalb von zwölf Monaten nach dem Kauf hohe Gewinne ausgeschüttet haben. "Das waren nur Vorzieheffekte", halten die Unternehmen dagegen.

Auch in Deutschland ist die US-Private-Equity Cerberus nur 18 Monate nach dem Kauf von 23.000 Wohnungen in Hannover von der Gewerkschaftsholding BauBeCon auf Suche nach einem neuen Käufer - offenbar, weil die Renditen der Immobilien hinter den Hoffnungen von Cerberus zurückbleiben. Der Lobbyverband der Private-Equity-Branche in Deutschland wies die Kritik der Ratingagentur zurück. Hanns Ostmeier vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) sagte zur taz: "Private-Equity-Unternehmen können nur Gewinne aus gesunden Unternehmen ziehen." Private Finanzinvestoren würden ihr Geld riskieren, wenn sie ein Unternehmen in Schieflage bringen würden. Ostmeier bezweifelt auch die Datengrundlage der Moodys-Studie: "Moodys hat keinen Zugang zu Daten, die die Entwicklung der übernommenen Unternehmen vor und nach der Übernahme dokumentieren.

Private Finanzinvestoren gehören allerdings zu den besten Kunden der Ratingagentur. "Moodys ist an sehr vielen Übernahmen beteiligt, denn es liefert Daten über die Kreditwürdigkeit der Firmen." Möglich ist, dass sich die Experten vor dem Platzen der Kreditblase auf dem Private-Equity-Markt absichern wollen. Eine Analyse der Marktforschungsfirma Law & Case hat jüngst ermittelt, dass in Europa bis zu 60 Prozent aller kreditfinanzierten Firmenkäufe zu dieser Blase gehören. Diese werde mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten 6 bis 12 Monaten platzen, so Law & Case.

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