Porträt: Ein schwarzer US-General für Afrika

General William Ward, bisher stellvertretender Eucom-Kommndeur in Stuttgart, soll das neue Afrika-Kommando des Pentagon leiten.

Historische Gesten von historisch interessierten deutschen Politikern (Günter Oettinger, links) gehören für General William Ward (rechts) nun zur Vergangenheit. Bild: dpa

Er ist erst der fünfte afroamerikanische Vier-Sterne-General in der Geschichte der USA, und der einzige der Gegenwart. Jetzt soll General William Ward, bisher stellvertretender Kommandeur des Europa-Kommandos der USA (Eucom) in Stuttgart, das neue Afrika-Kommando des Pentagon leiten, das am 1. Oktober 2008 als eigenständige Struktur des US-Militärs zur Vereinheitlichung der Terrorbekämpfung in Afrika gegründet werden soll.

Was der General da machen wird, ist nicht ganz klar. "Africom" soll, wie das US-Verteidigungsministerium kürzlich ausführte, "keine Kriege führen", sondern Regierungen "humanitäre Hilfe, zivile Aktionen, die Professionalisierung des Militärs, Hilfe bei der Grenz- und Seesicherung" anbieten. Es wird nicht einmal ein festes Hauptquartier haben.

Für eine so schwammige Zielsetzung, die militärisches und diplomatisches Handeln in instabilen Weltregionen komplett vermischt, scheint General Ward hervorragend geeignet zu sein. Seine 38-jährige Militärkarriere reicht von Spezialoperationen in Somalia bis zu diplomatischen Missionen im Nahen Osten. Während der gescheiterten US-Militärintervention in Somalia 1992-93 kommandierte Ward die 2. Brigade der 10. Gebirgsjägerdivision, die im berglosen Mogadischu Spezialoperationen im Zusammenhang mit der blutigen Jagd auf Milizenführer Farah Aidid ausführte. Später führte er die Nato-Truppe SFOR in Bosnien. Zwischen März und Dezember 2005 war er US-Sicherheitskoordinator zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde, in einer Zeit, als die USA beide Konfliktparteien zu militärischer Zusammenarbeit zu bewegen suchten und die palästinensischen Sicherheitskräfte ausbilden wollten.

Diplomatisches Geschick und zugleich Erfahrung beim Einsatz von "Special Forces" sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den Ausbau der US-Militärpräsenz in Afrika. Wards Berufung spricht da eher für ein zurückhaltendes Vorgehen. Als Ende 2006 Äthiopien mit US-Unterstützung die islamistische Regierung Somalias stürzte, riet Ward von einer direkten US-Truppenentsendung an das Horn von Afrika ab - aber US-Spezialkräfte beteiligten sich diskret an der Jagd auf mutmaßliche Al-Qaida-Aktivisten. Die Fähigkeiten Afrikas zur Terrorbekämpfung, schrieb der General kürzlich in der US-Militärzeitschrift Joint Forces Quarterly, seien "durch anhaltende politische, ökonomische und gesellschaftliche Schwächen gestört", und es sei dringend nötig, unterschiedliche und jeweils angepasste Strategien für die EU, den Balkan und Afrika bei der Bekämpfung des Terrorismus zu entwickeln.

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