Katholische Kirche: Heilige Gentechnik

Die katholische Kirche gibt sich bei Genpflanzen kritisch. Das Bistum Magdeburg investiert allerdings in ein Projekt zur Pflanzen-Biotechnologie.

Kirche ohne Ehrfurcht vor der Schöpfung? Demonstration gegen Gentechnik-Versuche in Gatersleben Bild: dpa

BERLIN taz | Das katholische Bistum Magdeburg müsse seine "gemeinsamen Geschäfte mit der Gentech-Industrie" beenden, fordert jetzt die Umweltorganisation Greenpeace. Hintergrund: Bislang zeigten sich katholische und evangelische Kirchen skeptisch bei gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Diözese in Sachsen-Anhalt macht aber eine Ausnahme.

Denn: Über eine Tochtergesellschaft, die Gero AG, ist das Bistum Magdeburg an dem "Biopark Gatersleben" beteiligt - einem Vorzeigeprojekt des Landes Sachsen-Anhalt zur Pflanzenbiotechnologie.

Und zum Programm des kircheneigenen Bioparks gehört ausdrücklich eine enge Zusammenarbeit mit den Pflanzengenetikern des Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und anderen in Gatersleben angesiedelten Gentech-Firmen.

Wissenschaftler des IPK testen derzeit zum Beispiel in der Umgebung des Bioparks, wie Generbsen und Genweizen auf dem Acker gedeihen. Der Biopark stellt den IPK-Experten Arbeits- und Laborräume sowie Ackerflächen für ihre Versuche zur Verfügung - gegen Miete und Pacht.

Bekannt geworden ist das kirchliche Engagement jetzt durch einen Bericht in dem Biotechnologie-Magazin transkript.

Seitdem versucht das Bistum Magdeburg seine Kritiker zu beschwichtigen. Die Initiative reiche in die Vergangenheit zurück. Sie sei schon im Sommer 2003 vom Vorgänger des jetzigen Bischofs beschlossen worden.

Der jetzige Bischof heißt Gerhard Feige. Und er habe die Gentechnik "sozusagen geerbt", erklärt sein Sprecher Thomas Lazar. Auf keinen Fall aber wolle sich das Bistum "als Akzeptanzbeschaffer für die Grüne Gentechnik missbrauchen lassen, aber auch nicht dem ökologischen Anti-Technik-Reflex erliegen", sagt Lazar.

Das Bistum setzt jetzt auf Dialog über die "Chancen und Risiken der Gentechnologie". Dazu soll ein "Ethischer Gesprächskreis" gegründet werden, der Mitte nächsten Jahres seine Arbeit aufnehmen soll.

Für Georg Janßen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ist es zum Gespräch schon zu spät: "Das Bistum kann nicht sagen, wir reden mit jedem über das Thema, aber hinter dem Rücken werden Tatsachen geschaffen." Einen Punkt hat das Bistum inzwischen aber klargestellt. Auf dem Kirchenacker soll es künftig keine Freilandversuche mehr geben. Die Biotechnologen müssen ihre Versuchsfelder woanders pachten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.