Birma: Demonstranten weichen nicht

In Birmas größter Stadt Rangun gehen weiter Zehntausende auf die Straße. Gerüchten zufolge ist ein rebellierendes Bataillon auf dem Weg nach Rangun, um die Mönche zu schützen.

Halten durch: Mönche und Mitstreiter in Rangun. Bild: dpa

Trotz aller Repressalien und tödlichen Gewalt gehen in Rangun weiter tausende Menschen auf die Straße. Augenzeugen berichten, dass allein in Rangun 70.000 Menschen an verschiedenen Plätzen demonstrierten. Die Militärs rückten mit Lastwagen an und gaben Warnschüsse ab, anschließend sollen Soldaten auf die Demonstranten eingeprügelt haben.

Der in Oslo ansässige Oppositionssender Democratic Voice of Burma berichtete, laut Augenzeugen hätten sich Soldaten in Birmas zweitgrößter Stadt Mandalay geweigert, auf Mönche und andere Demonstranten zu schießen. Zudem berichten Nichtregierungsorganisationen, dass es Meutereien in der Armee gebe (siehe unten). Bewahrheitet sich diese Information, könnte das ein Indiz dafür sein, dass sich die mögliche Spaltung der Armee nach außen hin zeigt.

In der ehemaligen Hauptstadt Rangun ordneten die Autoritäten No-go-Areas an. Fünf der wichtigsten Klöster ließen sie verbarrikadieren. Diejenigen Mönche, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, befinden sich damit faktisch in Geiselhaft. In der Nacht und den frühen Morgenstunden sind in einem weiteren Kloster im Norden Ranguns laut Augenzeugen mehrere Mönche festgenommen worden. Manche Berichte sprechen davon, das Regime habe die Robenträger in Internierungslager gesperrt.

Derweil verhängten die USA neue Wirtschaftssanktionen gegen Birmas Führungselite: Unter anderem sollen die Konten von vierzehn Regierungsvertretern eingefroren werden. Der Verband Südostasiatischer Staaten (Asean) forderte die Junta zum Gewaltverzicht auf. Deutschland und mehrere andere Staaten forderten eine Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke, verurteilte das Vorgehen der Militärregierung gegen friedliche Demonstranten auf das Schärfste. Der Sonderbeauftragte der UN, Ibrahim Gambari, ist nach Birma gereist. Er will Juntachef Than Shwe und auch die unter Hausarrest stehende Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi treffen.

Für Birmas Bevölkerung wird das Land zum Gefängnis, denn die Militärregierung riegelt das Land ab. Gestern ließen die Militärs die meisten Telefon- und Internetleitungen kappen, sie schlossen auch die Internetcafés.

Beobachter befürchten, dass bei der blutigen Niederschlagung des Protests mehr Menschen ums Leben kamen als bisher bekannt. Eine schwedische Botschaftsvertreterin sagte, es habe mindestens 35 Tote gegeben. Offiziell hieß es, dass acht Demonstranten sowie ein japanischer Fotoreporter starben. Der Mann ist laut Fernsehaufnahmen von einem Soldaten erschossen worden, als er am Boden lag. Die japanische Botschaft berichtete, dass ihm ins Herz geschossen worden sei. Die brutale Reaktion der Junta und das Töten und Verschleppen von Mönchen und anderer Demonstranten scheint viele gelähmt zu haben.

Das regimekritische, in Bangkok ansässige "Alternative Asean Netzwerk zu Birma" berichtete über eine Online-Umfrage zu den jüngsten von Mönchen angeführten Demonstrationen. Demnach werde das Militär die Proteste mit Gewalt ersticken, sagten 58 Prozent der Befragten voraus, während immerhin 33 Prozent davon ausgingen, die Lage werde sich durch einen internen Putsch destabilisieren.

Exilbirmanen erklärten in Thailand, dass die Mehrheit der Armee seit langem unter der Misswirtschaft der politischen Führung leide - zumal der letzte interne Machtkampf noch nicht lange zurückliegt. Den hatten 2004 die Hardliner um Juntachef Than Shwe gewonnen, woraufhin der als moderater geltende Ministerpräsident Khin Nyunt gestürzt worden war. Er galt als einer derjenigen innerhalb der Führungsriege, der sich für eine politische Öffnung starkgemacht hatte.

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