Eurovision Song Contest: Neue Regeln, neues Glück
Europa regelt das schon: Beim nächsten "Eurovision Song Contest" in Belgrad soll ein zweites Halbfinale wenigstens ein paar Oststaaten aussieben.
Letztlich haben sich die reichen Länder Europas durchgesetzt, besser: die wohlhabenden Fernsehanstalten. Wie die Eurovision jüngst in Kopenhagen beschloss, wird es bereits vom kommenden Jahr an, beim 53. Eurovision Song Contest in Belgrad, Regeländerungen geben, die der angeblichen "Ost-Dominanz" (Spiegel Online) einen Riegel vorschieben sollen. Zur Erinnerung: Den diesjährigen Grand Prix Eurovision (so der alte Name) in Helsinki gewann die Serbin Marija Ðerifovic mit "Molitva" deutlich - auf den ihr folgenden Rängen befanden sich bis auf die Türkei und Griechenland ausschließlich Songs, die von ex-sozialistischen Ländern ins Rennen geschickt wurden. Der Deutsche Roger Cicero landete auf dem 19. Platz, die zuvor favorisiert gehandelten Schweden von The Ark schlossen nur einen Platz besser ab.
Zwar hätte innerhalb der Eurovision, so räumt ihr Chef Svante Stockselius ein, auch bedacht werden können, dass Länder wie Russland, die Ukraine oder Ungarn einfach bessere Lieder delegierten; auch stimme, dass seit Einführung des Televoting immer andere Länder statt wie früher nur Irland oder England gewannen, aber die reichen Eurovisionszahler wie Frankreich, Schweden, Spanien, die Schweiz oder Deutschland insistierten: Wenn immer nur der Osten gewinnt oder randständige Länder wie Finnland (2006 mit Lordis "Hard Rock Hallelujah"), dann leide die gesamteuropäische Akzeptanz, also die Quote.
In Belgrad nun wird es zwei Halbfinals geben - an denen auch die Länder teilnehmen müssen, die sich in Helsinki ganz vorne platzierten. Gesetzt für das Finale sind nur The Big Four (Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien), außerdem das Siegerland, also Serbien. Beide Vorrunden werden gelost und nicht nach Ost- und Westtopografien wie vor dem Fall des Eisernen Vorhangs sortiert, immerhin. Eine Jury wird auch wieder zum Einsatz kommen. Diese bestimmt aber nur, wer von beiden zehntplatzierten Halbfinalisten ins Finale (23. Mai 2008) gelangt.
Marija Ðerifovic hätte in Helsinki übrigens bei jeder Methode vorne gelegen, ob mit Jury oder Televoting. Oder auch wenn nur jene Länder votiert hätten, die schon vor 1989 nicht sozialistisch waren. Siegesqualität ist offenbar nicht geografisch auszuhebeln.
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