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Kommentar "Raucherecke"Vom Qualmen in Kneipen

Kommentar von David Fischer-Kerli

Partikel und Partikularinteressen: Warum uns das Rauchen in Gaststätten madig gemacht wird - und was dabei flöten geht.

V om Konzept der Gemütlichkeit im Zusammenhang mit dem Konzept der Kneipe müssen sich Raucher über kurz oder lang verabschieden. Um das zu unterstreichen, beginnen die Rauchverbote in der Gastronomie genau zu der Jahreszeit, wo es draußen vor der Tür am unangenehmsten ist. Auf eine andere Art ungemütlich werden auch einige Wirte: Klagen gegen das Verbot werden vorbereitet, in Frankfurt finden Demos statt, und in Niedersachsen will jetzt der Hotel- und Gaststättenverband eine Volksinitiative starten, um vor allem in Einraumkneipen das Rauchen wieder zu legalisieren.

70.000 Unterschriften sind nötig, damit sich der Landtag noch einmal mit dem Nichtraucherschutzgesetz befasst. Motivation: die Furcht der Wirte vor massiven Umsatzeinbrüchen. Werden also wieder einmal nur des schnöden Geldes wegen Partikularinteressen gegen die Allgemeinheit in Stellung gebracht?

Gerade bei den kleinen Kneipen, um die es in Niedersachsen geht, können Umsatzeinbußen leicht existenzbedrohend werden. Die Frage ist aber nicht nur, welche dieser Kneipen das Rauchverbot überleben werden - sondern auch, welche das nur mit einem Wechsel der Besitzer und/oder des Publikums schaffen können.

Anspruch der Nichtraucherschützer war ja, dass auch Schwangere und Eltern mit kleinen Kindern ohne Gefahr für Leib und Leben jede beliebige Gaststätte betreten können. Aber überzieht den Wunsch nach einer solchermaßen reproduktions- und nichtraucherfreundlich auf Linie gebrachten Gastro-Szene nicht den Begriff der Allgemeinheit? Mit den Rauchverboten werden auf die eine oder andere Weise jene sprichwörtlichen Eckkneipen verschwinden, in denen man eben keine Schwangeren finden wird, sondern genau diejenigen Leute, die sich in verrauchten Eckkneipen wohlfühlen. Wie sich der Umsatz entwickelt, wird man sehen müssen, ganz sicher geht dabei jedoch ein gutes Stück Kultur flöten.

Man muss diese Kultur nicht mögen, aber es wäre nett, sie zumindest zu tolerieren. So viel Partikularinteresse muss erlaubt sein.

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1 Kommentar

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  • CH
    Clas Hillebrand

    Es ist schon sehr bedenkenswert, wenn eine Zeitung wie die TAZ, die bei allen Themen sehr kritisch

    und investigativ ist das Rauchen zur "Kultur" erhebt, ohne die Hintergründe um den Einfluss

    der Nikotindrogenindustrie auf die politischen Entscheidungen in der BRD anzuprangern!

     

    Tabak ist nachgewiesenerweise eine Designerdroge, der suchtverstärkende Stoffe beigemengt werden, die diesem todbringendem Produkt eine dem Heroin vergleichbare Suchtpotenz bringen.

     

    Der DEHOGA unterschlägt in seiner Öffentlichkeitsarbeit, daß Gastronomen seitens der Nikotindrogenproduzenten Sponsoringgelder zufliessen, wenn denn Ihre Produkte in diesen Betrieben beworben werden.

     

    Seit über einem Jahr wird auf Stammtischniveau (Gaststättenrecht) herumdiskutiert und dem Volk suggerriert, daß nun ein umfassender Schutz vor Tabakabgasen umgesetzt wird.

     

    Ein ganz einfacher Weg wäre gewesen, über den sog. "Arbeitsschutz" ALLE Arbeitsplätze rauchfrei zu gestalten.

    Die sog. "Bund Länder-(Arbeitgeber)-

    kompetenzlösung schliesst alle "Arbeitnehmer im Publikumsverkehr" (Autohausberater, FriseurInnen, Kiosk- und Sonnenstudiomitarbeiter, SozialarbeiterInnen und RechtsanwältInnen u.v.a Berufsgruppen mehr Qvon einem Schutz vor Nikotinemmissionen aus.

     

    Geringste Mengen von Tabakabgasen vermögen schwerste Krankheitsbilder auszulösen.

     

    Es grüßt ein

    "Freund des naturbelassenen Atemstroms"

     

    TAV,

    Initiative für

    Tabbak-Abgas-Vermeidung