Lokführer streiken wieder: Donnerstag stehen die Räder still
Erstmals streiken die Lokführer mehr als einen Tag lang. Am Donnerstag und Freitag wollen sie den Regionalverkehr lahmlegen, weil die Bahn ihr Tarifangebot nicht verbessert hat.
BERLIN taz Die Lokführergewerkschaft GDL macht mit ihrem Katz-und-Maus-Spiel weiter. Entgegen den ursprünglichen Ankündigungen will die GDL nun doch nicht am Dienstag und Mittwoch streiken, sondern erst am Donnerstag und Freitag. Konkret: Von Donnerstagmorgen um 2 Uhr bis Freitagmorgen um 8 Uhr will die GDL den Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG lahmlegen. Der Güter- und Fernverkehr sowie private Bahnunternehmen sind nicht betroffen; allerdings ist auch hier mit Behinderungen zu rechnen. Das Landesarbeitsgericht Chemnitz verhandelt erst am 2. November über eine GDL-Klage gegen das Streikverbot im Güter- und Fernverkehr. Die GDL fordert einen separaten Tarifvertrag für das Fahrpersonal und 31 Prozent mehr Lohn.
Mit den gestern angekündigten Aktionen ändert die GDL -wieder einmal - ihre bisherige Streikstrategie. Statt den Arbeitskampf kurzfristig anzukündigen, damit die Bahn nicht darauf reagieren kann, bleiben nun der Bahn und ihren Kunden zwei Tage Zeit, sich auf den Ausstand vorzubereiten. Allerdings weitet die GDL die Streikmaßnahmen erheblich aus. Erstmals sollen an zwei Tagen in Folge die Züge stillstehen. Die GDL verfolgt damit zwei Ziele: Einerseits will sie zeigen, ihre Streiks verschärfen zu können. Andererseits will sie die Fahrgäste nicht mit kurzfristig anberaumten Streiks verärgern.
Unterdessen geht die Bahn mit arbeitsrechtlichen Schritten gegen streikende Lokführer vor. Zwei Lokführern sei fristlos gekündigt worden; weitere seien abgemahnt worden, sagte am Montag ein Bahn-Sprecher der taz. Die Zahl der Abmahnungen liege im niedrigen zweistelligen Bereich. Grund für die Abmahnungen sei die Weigerung gewesen, sich an Notfalleinsätzen zu beteiligen. Mit den Notdiensten will die Bahn verhindern, dass etwa eine Gruppe von Kindern oder Behinderten stundenlang feststeckt. Notdienste während eines Streiks sind zwischen Unternehmen und Gewerkschaften immer wieder umstritten. Was für den einen Notdienst sein mag, ist für den anderen reguläre Arbeit.
Die fristlosen Kündigungen begründet die Bahn anders. Ein Lokführer in Nordrhein-Westfalen habe seinen leeren Zug auf offener Strecke stehen gelassen und sei über zwei Stunden lang nicht erreichbar gewesen, so der Bahn-Sprecher. Das sei eine eklatante Pflichtverletzung.
Im anderen Fall habe ein Lokführer einen Regionalexpress auf dem Berliner Bahnhof Zoo stehen gelassen und sich geweigert, ein paar Minuten zum Bahnhof Grunewald weiterzufahren und dort zu streiken. Dies sei gefährlich gewesen, da auf dem zweigleisigen Regionalbahnhof eine Schiene aus Sicherheitsgründen immer frei bleiben müsse.
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