piwik no script img

Was macht eigentlich......Hitlerhund Adolf?

Mitleid erregen

So weit ist es also schon wieder: Alle haben Mitleid mit Adolf. "Was kann der Hund für sein krankes Herrchen", fragen sich besorgte Berliner, und das ist gar nicht mal metaphorisch gemeint: Adolf (12) ist ein Mischling aus Schäferhund und Schnauzer, der es zu zweifelhafter Ehre in den Boulevardblättern gebracht hat, weil sein Besitzer ihm den "Hitlergruß" antrainiert haben will. Und jetzt soll Adolf eingeschläfert werden.

Richtig: Adolfs traurige Geschichte ist in Wirklichkeit die nicht minder traurige Geschichte von Roland T., einem 58-jährigen Frührentner aus Lichtenrade, dessen Lebensinhalt zu offenbar nicht unwesentlichen Teilen aus dem Absondern fremdenfeindlicher Parolen und dem Genuss alkoholischer Getränke besteht. Letzteres hat ihm jetzt - in Verbindung mit einer Unfallfahrt - eine Strafe von 70 Tagessätzen à 30 Euro beschert. T. gab daraufhin dem Berliner Kurier zu Protokoll, er könne sich nun "die 79 Cent Dosenfutter für Adolf nicht mehr leisten" und werde das Tier töten lassen.

Beim Kurier, so war gestern jedenfalls zu lesen, standen daraufhin "die Telefone nicht mehr still": Tierliebe Menschen nahmen "Anteil am Schicksal von Adolf" und boten an, den Hund aufzunehmen. Der Tierschutzbund ließ verlauten, das Einschläfern ohne medizinische Indikation widerspreche dem Tierschutzgesetz und sei eine Straftat. Roland T. dürfte sich die Hände reiben: Er wird der zum Grüßnazi abgerichteten Kreatur jedenfalls nicht das Gnadenbrot zahlen müssen.

PS: Ein Tipp für Interessenten: Das gewohnheitsmäßige Heben des Vorderfußes fällt nicht weiter auf, wenn Sie anstelle des Kommandos "Gruß" einfach "Pfötchen" sagen. Und Achtung: Adolf ist Vegetarier.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!